Wie schädlich ist der Waller wirklich?

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von Oze147 » 14.09.2016, 14:55

Ich stimme da korsikaphil zu.

Man muss nur mal überlegen, dass ein Zander mit 1m schon hochkapital, ein Hecht mit 1m schon wirklich sehr respektabel und ein Waller mit 1m erst halb ausgewachsen ist.
Ein Wels erreicht recht schnell eine Größe, in der er auch für große Weißfische eine Gefahr darstellt.

Trotzdem glaube ich, dass "anti- Waller" ein bissl zu hart ist. Wenn die Situation in kleinen Gewässern nicht so leicht eskalieren würde, wären auch ein paar Welse nicht das Problem...leider bleibt es eben nicht bei "ein paar".

Wenn man hier im Forum ein bissl mitliest, dann merkt man, dass auch an großen Gewässern die Situation fast die selbe ist. Selbst da merkt man ein Ansteigen der Welsfänge und einen Rückgang bei anderen Räubern und Futterfischen.

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von RaubKoppe » 14.09.2016, 17:00

Hallo Waller-Skeptiker.

Gebt bei youtube in die Suchmaske: "Riesenfische in unseren Flüssen" ein.
Eine sehr interessante Doku welche im Frühjahr auf *arte* lief und die explosionsartige Verbreitung des Wallers in Frankreich beschreibt.
Ist wahrscheinlich auch auf andere Europäische Länder umlegbar... Viel Vergnügen beim Betrachten!
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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von Sixpack » 14.09.2016, 18:54

Für mich ist es eine Tatsache, dass sich der Wels bei uns zunehmend vermehrt!
Ich fische nun seit 36 Jahren, aber so viele Welsfänge wie in den letzten paar Jahren gab es früher definitiv nicht.
Natürlich gibt es auch eine gezieltere Befischung mit ausgefeilteren Methoden, aber selbst als ungewollter Beifang sind sie nicht mehr zu übersehen.
Über die Ursachen kann man nur spekulieren...mehr Lebensraum durch Staustufen, Klimawandel, mehr Besatz, etc.....
Z.B. an der Thaya ist mir aufgefallen, dass es Jahre mit relativ starkem Aufkommen von Jungwelsen gibt, und Jahre in denen diese mehr oder weniger ausbleiben -persönlich würde ich also darauf schließen, dass es durchaus mit den durchschnittlichen Wassertemperaturen und den daraus resultierenden verbesserten Laichbedingungen zusammenhängt.
My biggest worry is that my wife (when I’m dead) will sell my fishing gear for what I said I paid for it!

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von *Chorche* » 14.09.2016, 20:05

@Raubkoppe: die "nicht nennenswerten Auswirkungen", die in dem Film beschrieben werden, sind aber natürlich nur für Flüsse gültig - bei Teichen siehts anders aus...

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von *Chorche* » 15.09.2016, 11:19

edit:

Ich denke, dass es sowieso mittelfristig Veränderungen bei unseren Fischbeständen durch den Klimawandel und andere Einflüsse geben wird.

Wärmeliebende Fische wie Waller, Karpfen, Schleie, Karausche,... werden sicher zu den Gewinnern gehören, unsere geliebten Salmoniden und Zander wohl zu den Verlierern. Hecht ist standortabhängig, im Tiefland wird er verlieren, in den Alpen gewinnen.

Ich kann mir durchaus Vorstellen, dass ein See, der jetzt von Hecht, Zander, Karpfen und Weißfischen bevölkert ist, in 50 Jahren aus Waller, vielen Karpfen und sonst wenig anderem besteht.

Oder dass ein Alpensee, der jetzt Seeforellen und Saiblinge beherbergt, in Zukunft mal ein Hecht- und Cyprinidensee wird - siehe z.B. den Fuschlsee.

Wenn die Erwärmung so weiter geht, wird z.B. in einem unserer Vereinsseen in ein paar Jahrzehnten nix mehr mit Salmonidenbesatz sein - zu warm...

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von fuschlsee0 » 15.09.2016, 11:51

*Chorche* hat geschrieben: Oder dass ein Alpensee, der jetzt Seeforellen und Saiblinge beherbergt, in Zukunft mal ein Hecht- und Cyprinidensee wird - siehe z.B. den Fuschlsee.
..
Gerade der Fuschlsee ist ein gute Beispiel dafür, wie man dagegenhalten könnte. Der See ist fast 70 Meter tief und hat bis ganz unten ausreichend Sauerstoff. D.h., es gibt auch in heißesten Sommern eine Tiefenschicht (unterhalb der Sprungschicht) von bis zu 50 Metern sauerstoffreichem und 4 Grad kaltem Wasser.

Dass die Salmoniden weniger oder nicht mehr werden, hängt mit anderen Dingen als der Klimaerwärmung zusammen. Nahrung/Fehlbesatz/Renkenförderung/kaum Laichgewässer für Seeforellen, usw.
Dass die Cypriniden mehr werden, hängt damit zusammen, dass von Anglern intensiv Karpfenbesatz gefordert wird und dem nachgekommen wird. Rotaugen, Aiteln, Seelauben, etc. nehmen nicht zu!
Voriges Jahr wurden die ersten Jungwelse gefangen und angeblich auch ein stattliches Exemplar. Auch dafür sind wohl verantwortungslose Fischer eher als der Klimawandel verantwortlich.

Mit diesem See ist schon so viel Schindluder (Besatz von Aal, Renken, Karpfen, Einbringung des Hechtbandwurms, etc.) getrieben worden, dass m.E.n. der menschliche Einfluss für die Zukunft wesentlich größer ist, als der klimatische. Wenn man möchte, wäre wohl ein gutes Salmonidengewässer über viele Jahre etablierbar.

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von *Chorche* » 17.09.2016, 19:11

Stimmt, aber die Frage ist - was will "man"...

Will man einen klassischen Salmonidensee, oder will man dem Gros der Angler genügen, die halt Hechte und Karpfen fangen wollen. Die meisten Vereine und Bewirtschafter wollen leider eher zweiteres...

Aber ich sag mal so, das zieht sich ja generell durch die Anglerschaft - schneller, höher , weiter, und das auch beim Besatz.

Es hat mich auch ehrlich gesagt gewundert (nicht persönlich gemeint Polsi, es hat mich einfach nur erstaunt) dass Polsi als der klassische Carphunter nicht aufgeschrien hat, als ich von Entnahme von Großkarpfen aus Gewässerschutzgründen geschrieben habe. Find ich gut :danke:

Aber insgesamt ist das ganze Thema Besatz schon sehr sehr diffizil...

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von Captain » 19.09.2016, 06:44

Wobei ein kleiner Teich leichter umzukrempeln ist, als ein großer See - selbsterklärend, eh klar.

"Meinen" Teich habe ich binnen 5 Jahren in ein artenreiches Gewässer verwandelt, besetzt wurden diverse Weißfische, Schleien, Hechte, Zander, Barsche, Karpfen/ Donauwildkarpfen und auch Teichmuscheln. Als begleitende Maßnahme haben wir den (verbuttenden) Brachsen-Bestand radikal reduziert. Dank der entsprechenden Ablaichmöglichkeiten, reproduzieren die meisten Fischarten, sogar die Zander. Viele Schleien haben die bereits die 50 Zentimeter erreicht, das ist natürlich besonders erfreulich.
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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von Polsi » 19.09.2016, 08:48

*Chorche* hat geschrieben:
Es hat mich auch ehrlich gesagt gewundert (nicht persönlich gemeint Polsi, es hat mich einfach nur erstaunt) dass Polsi als der klassische Carphunter nicht aufgeschrien hat, als ich von Entnahme von Großkarpfen aus Gewässerschutzgründen geschrieben habe. Find ich gut :danke:
Das liegt daran, dass es ja "euer" Teich ist und es somit auch eure Entscheidung ist, was ihr damit macht.

Würde ich einen typischen Vereinsteich bewirtschaften und müsste nicht auf die Interessen von Mitgliedern Rücksicht nehmen, würde ich den komplett ausleeren und mit einer Handvoll ausgewählter Karpfen besetzen, dazu ein paar schöne Schleien, ein paar Räuber in Form von Zander oder Hecht und fertig.


Captain hat geschrieben:Wobei ein kleiner Teich leichter umzukrempeln ist, als ein großer See - selbsterklärend, eh klar.

"Meinen" Teich habe ich binnen 5 Jahren in ein artenreiches Gewässer verwandelt, besetzt wurden diverse Weißfische, Schleien, Hechte, Zander, Barsche, Karpfen/ Donauwildkarpfen und auch Teichmuscheln. Als begleitende Maßnahme haben wir den (verbuttenden) Brachsen-Bestand radikal reduziert. Dank der entsprechenden Ablaichmöglichkeiten, reproduzieren die meisten Fischarten, sogar die Zander. Viele Schleien haben die bereits die 50 Zentimeter erreicht, das ist natürlich besonders erfreulich.
Wow, da werde ich wieder mal vorbeischauen müssen!
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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von *Chorche* » 19.09.2016, 09:10

Versteh dich voll und ganz Polsi, würde ich einen Teich ganz allein bewirtschaften würd ich ihn warscheinlich mit Zandern und Schleien anfüllen - so hat jeder seine Lieblinge :D

Die Erfolge von Captain klingen wirklich beeindruckend. Müsst ihr derzeit noch nachbesetzen oder erhält sich das schon alles selber?

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von koppenkitzler » 19.09.2016, 20:13

Sixpack hat geschrieben:Für mich ist es eine Tatsache, dass sich der Wels bei uns zunehmend vermehrt!
Ich fische nun seit 36 Jahren, aber so viele Welsfänge wie in den letzten paar Jahren gab es früher definitiv nicht.
Natürlich gibt es auch eine gezieltere Befischung mit ausgefeilteren Methoden, aber selbst als ungewollter Beifang sind sie nicht mehr zu übersehen.
Über die Ursachen kann man nur spekulieren...mehr Lebensraum durch Staustufen, Klimawandel, mehr Besatz, etc.....
Z.B. an der Thaya ist mir aufgefallen, dass es Jahre mit relativ starkem Aufkommen von Jungwelsen gibt, und Jahre in denen diese mehr oder weniger ausbleiben -persönlich würde ich also darauf schließen, dass es durchaus mit den durchschnittlichen Wassertemperaturen und den daraus resultierenden verbesserten Laichbedingungen zusammenhängt.

Absolut,das kann man vielerorts beobachten.

Der Klimawandel und sicher einige andere Faktoren,die ich nicht so weiß.

Die Forellenregion und Äschenregion wandert überall flußaufwärts und macht dadurch die Barbenregion oftmals viel größer.

Der Waller hat sich nun auch dort zumindest im unteren Bereich eingenistet und profitiert von milderen Wintern und wärmeren Übergangszeiten.

Noch einer,der Huchen,falls er besetzt wurde ,und/oder sich bei überwindbaren Flußhindernissen auch gut vermehrt,profitiert davon.
Er kommt mittlerweile nun auch wieder in der gesamten Barbenregion vor. Zumindest wenn er durch Besatz gefördert wurde.

Er ist der einzige heimische Salmonide,der auch anhaltende Wassertemperaturen über 20 Grad über viele Tage gut wegsteckt,im Gegensatz zu allen anderen Salmos......

Waller und Huchen drängen ( leider ) vielerorts den angestammten Hecht gnadenlos zurück.

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von *Chorche* » 19.09.2016, 20:24

Wie gesagt, Hecht, Saiblinge und Forellen werden verlieren, Waller, Cypriniden und eventuell der Huchen werden gewinnen durch den Klimawandel.

Alles andere würde mich schon sehr überraschen!

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von Captain » 20.09.2016, 13:25

Hey, Polsi....der Weg ist aber weit. Von Kärnten bis zum Wienerwald. Übrigens: Besetzt wird nur noch der Ausfang, und der hält sich in Grenzen.
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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von fuschlsee0 » 20.09.2016, 13:46

*Chorche* hat geschrieben:Wie gesagt, Hecht, Saiblinge und Forellen werden verlieren, Waller, Cypriniden und eventuell der Huchen werden gewinnen durch den Klimawandel.

Alles andere würde mich schon sehr überraschen!

Um so wichtiger wäre es, bei "relativ" klimaresistenten, tiefen Alpenseen, nicht zu resignieren und die Salmoniden dort zu unterstützen. Auch südlichen großen Seen (Gardasee, Lago Maggiore) können sich Salmoniden halten.
Bei Flüssen und kleinen Gewässern ist man den Temperaturen hilflos ausgesetzt....

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Re: Wie schädlich ist der Waller wirklich?

Beitrag von alexb » 03.10.2016, 10:53

Zu diesem Thema gibt es Studien...

Growth and diet of European catfish (Silurus glanis) in
early and late invasion stages", García-Berthou et al., Fundamental and Applied Limnology, 2009

"First Records of the European catfish, Silurus glanis, 1758 in the Americas (Brazil)", Vitule et al., Bioinvasions Records, 2014

"Voracious invader or benign feline? A review of the environmental biology of European catfish Silurus glanis in its native and introduced ranges", Stakènas et al., Fish and Fisheries, 2009

Der schadet überall :-) (naja dem Tourismus in Spanien und Italien nicht...)

mfg

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