Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Erhaltung unserer Natur und Tierwelt
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Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von fuschlsee0 » 28.02.2020, 11:51

Nachdem in einem anderen thread ja darum gestritten wurde, ob überhaupt und wie Fischer Teil des Naturschutzes sein können, hab ich etliches gelesen bzw. bereits von früher Bekanntes wieder ins Bewusstsein gerufen. Meine beiden letzen Urlaubsreisen mit der Familie führten mich zudem in die atemraubenden Naturlandschaften zwischen Griechenland und Slowenien wo wir die unglaublich schönen Flüssen (Vjosa, Rjeka Crnojevica, Tara, Drina, Una, Sana, Neretva, Krka, Mrznicka, Sava, uvm.) bestaunt hatten. Die Anzahl der unverbauten Flussstrecken ist enorm, teilweise ist der Fischreichtum sehr hoch und allen ist gemein, dass sie von Kraftwerksprojekten bedroht sind. Nicht nur 2,3,oder 4 Kraftwerke sind dort konkret in Planung, sondern 2700!! 187 sind bereits in der Bauphase und 1000 Planungen befinden sich in hochrangigen Schutzgebieten. In die ökonomisch schwachen Regionen drängen Investoren mit ihren Millionen, die Bevölkerung wird nicht gefragt, die Regierungen können sich nicht wehren oder sind vom Virus "Eurofighter" betroffen, die Natur wird zerstört und es bleiben keine Wertschöpfung und keine Arbeitsplätze (Kraftwerke laufen zu 99% automatisiert) bei den dort lebenden Menschen. Auch österr. Unternehmen wie die Kelag sind beteiligt.
https://riverwatch.eu/en/general/news/p ... chen-river

Hier kann man auf einer Karte die geplanten Kraftwerke sehen: https://riverwatch.eu/de/balkanrivers/hintergrund
Grauenhaft!

Aber es gibt auch Widerstand! 2017 paddelten 20.000 Menschen gegen mehrere Kraftwerksbauten auf der Drina. 20.000!! Organisiert von Paddlern im Zusammenschluss mit Wissenschaftern, aber auch mit Fischereiverbänden (und sogar Angelzeugsfirmen wie Patagonie sind mit im Boot!). Sie ziehen an einem Strang, weil sie ein gemeinsames Ziel haben. Diese Lebensräume nicht zerstören lassen! Eine der größten Huchenpopulationen weltweit ist dort durch die Kraftwerke massiv gefährdet.

https://riverwatch.eu/de/balkanrivers/p ... gatta-2017

Legendär in diesem Zusammenhang sind die "tapferen Frauen von Kruscica". Sie haben 500 Tage lang eine Brücke besetzt und damit den Bau eines Kraftwerkes tatsächlich verhindert! https://riverwatch.eu/de/balkanrivers/a ... -verliehen

Man kann etwas erreichen, man muss nur daran glauben. Darum möchte ich hier den Aufruf starten: Informiert Euch! Recherchiert! Empört Euch! Solidarisiert Euch! Kämpft mit! Und besucht die Flüsse des Balkans! Es ist der Hammer dort!

Anm.: Die links hier habe ich praktischerweise alle von riverwatch übernommen. Auf deren website kann man tagelang recherchieren. Es gibt aber noch viele andere Zugangsmöglichkeiten.
Empfehlen möchte ich auch den Film „UNA – the one“. Er zeigt berauschend schöne Bilder vom Fischen an der Una, aber auch traurige Seiten, wie die beginnende Zerstörung dieser Paradiese und ihre Bedeutung für die Bevölkerung vor Ort. Eine Kooperation einer österr. Guiding-Firma, eines ortsansässigen Guides der an der Una aufgewachsen ist, der Fa. Patagonia und riverwatch. Der Trailer befindet sich hier: https://www.fishingtv.com/video/una-one/
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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von Kaindlau » 29.02.2020, 18:31

Servus

Anhand der Resonanz zu deinem Tread nehme ich an, der Balkan ist dann doch zu weit weg von uns.
Wir kriegen ja nicht einmal unsere eigenen Probleme in den Griff.
Aber vielen Dank für deine Sicht der Dinge.

Petri aus Enns
Der vielleicht letzte klassische Ansitzangler Österreich`s
http://spazio3.com

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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von fuschlsee0 » 29.02.2020, 22:14

Scheints so!
Das ist zwar gar nicht weit weg, aber v.a. wollte ich damit zeigen, dass die Solidarisierung von Menschen mit unterschiedlcihem Hintergrund bei gemeinsamen Interessen sehr wohl Sinn macht. Die haben sich dort auf ein Packl gehaut und gesagt " so ned"! Das geht, wenn man bestimmte Schranken überwindet! Fischer - Naturschützer - dort Aufgewachsener- Paddler - Tourist - Wissenschafter. Man muss die Alianzen dort suchen, wo die Sache ist!

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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von zwi » 01.03.2020, 18:56

Sollten uns aber alle interressieren.

https://blueheart.patagonia.com
Hier findet ein tolles Video mit einigen Beispielen aus dem Balkan und wie sich die locals wehren.

Zwi
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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von fuschlsee0 » 02.03.2020, 22:43

Danke Zwi, für diesen grossartigen Film! Es gibt dort echt was zu verlieren! Solche Flüsse und solche Naturräume gibt es in ganz Europa kein zweites Mal.
Petri!
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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von Polsi » 03.03.2020, 16:00

Die angeführten Beispiele sind natürlich vorbildlich.
Nur: Sie finden am Balkan statt, dessen anglerischer und naturschützerischer Einfluss auf Österreich gleich null ist - im krassen Gegensatz zum Einfluss aus Richtung Deutschland, der an allen Ecken und Enden bereits zu sehen ist. Ich behaupte einfach mal ganz frech - ganz ohne wissenschaftliche Untermauerung - dass die Mentalität der Menschen am Balkan vielleicht noch eine andere ist, dass Solidarisierung dort noch etwas anderes bedeutet und dass diese Menschen dort sich vielleicht noch nicht in vollkommener Wohlstandsverblödung eingekapselt haben, so dass dort eine echte Zusammenarbeit zwischen Naturschützern und Anglern Früchte tragen kann - ganz ohne deutsch-österreichische Verbotswut. Bei uns hingegen schaffen es nichtmal die Angler, zusammenzuhalten. Wie soll das dann mit anderen Bevölkerungsgruppen gehen? Wieso gibt es kein Beispiel aus Österreich?
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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von fuschlsee0 » 03.03.2020, 20:09

Polsi hat geschrieben:
03.03.2020, 16:00
Wieso gibt es kein Beispiel aus Österreich?
Gibt es auch genug (!) hier (wie überall sonst), nur nicht so spektakulär. Z.B. "Rettet die Mur". http://www.rettetdiemur.at/?id=736
Der auf dem Foto ist übrigens der rennomierte Huchenfischer Franz Keppl.
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Re: Fischer und Naturschutz am Beispiel Balkan

Beitrag von Polsi » 04.03.2020, 14:55

Ok, akzeptiert.

Dennoch bleibt unterm Strich meine Überzeugung: Eine Gemeinschaft, die untereinander zerrüttet ist, kann nach außen hin keinen Zusammenhalt beweisen. Was bleibt, sind irgendwelche opportunistischen Einzelkämpfer.

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