thomasfischt hat geschrieben:Kann mal ein boilie Fischer die Zusammensetzung einer "klassischen" gekauften Kugel, sofern es die gibt, beschreiben?
Wieviel Kohlehydrate, Eiweiß usw ist da enthalten? Und woher kommt der Bestandteil?
Hallo Thomas,
Wie versprochen ein paar Zeilen zu deiner Frage:
Es gibt unterschiedliche Arten von Boilies in Hinblick auf ihre jeweilige Mixzusammensetzungen; ich teile sie mal
grob in 3 Gruppen:
- HNV Boilies (High Nutritional Value)
- Milchproteinboilies
- Kohlehydratboilies
Wie Polsi schon geschrieben hat, basiert ein Boiliemix aus einem Grundgerüst aus pflanzlichen Mehlen (z.B. Maismehl, Weizengrieß,
Sojamehl, Reismehl, usw...), der dann mit entsprechenden Mehlen/Saaten vervollständigt wird.
Ein richtiger HNV Boilie weist ähnliche Werte wie die in der Karpfenaufzucht verwendeten Pellets auf, d.h. einen Proteinwert von
mind. 40%, und eine Fettanteil von 10-15%.
Milchproteinboilies weisen ebenfalls einen hohen Proteinwert auf, dafür aber einen relativ niedrigen Fettanteil von ca. 5%.
Kohlehydratboilies haben einen relativ niedrigen Proteinanteil mit einem niedrigen bis mittleren Fettanteil, dafür aber
einen hohen Kohlehydratanteil.
HNV Boilies sind für mich klassische Hakenköder, füttern würde ich diese Kugeln aber nicht (schon gar nicht langfristig), da sie
ordentliche Kalorienbomben sind.
Milchproteinboilies sind besonders bei niedrigen Wassertemperaturen zu empfehlen, da sie
einen sehr niedrigen Fettanteil aufweisen.
Als Futterkugeln setze ich auf Boilies mit moderaten Protein- (ca. 30%) und Fettanteilen (ca. 5%), wobei ich relativ wenig
füttere. Weniger ist mehr, vor allem wenn man das Gewässer nicht kennt.
Den Sinn von reinen
Kohlehydratboilies verstehe ich bis heute nicht! Karpfen können Kohlehydrate zwar zu einem hohen Grad
verdauen, sind aber nicht auf die energetische Verwertung von Kohlehydraten "konzipiert", d.h. bei hauptsächlicher Fütterung mit
Kohlehydraten sind u.a. schwerwiegende Organschäden wahrscheinlich. Wenn dann hier noch einer schreibt, er bevorzuge Karpfen,
die hauptsächlich mit Mais gefüttert wurden, dann wäre interessant zu wissen, aus welchem Habitat diese Karpfen
entnommen wurden, denn ohne entsprechend vorhandener Naturnahrung würde diese Fische bald das Zeitliche segnen.
Mal abgesehen davon soll vor allem Mais den Geschmack von Karpfenfleisch negativ beeinflussen aber Geschmäcker sind
zum Glück unterschiedlich.
Was mir in diesem ganzen Beitrag aufgefallen ist, dass viele über Boilies - überspitzt formuliert - nur wissen, dass die
Dinger rund sind, aus der Ferne aber offenbar erkennen, welch Teufelswerk dahinter steckt. Ich gebe jedem recht, der
den teilweisen Einsatz von künstlichen Farben oder ölhaltigen Geschmacksverstärker kritisiert, aber eine entsprechend
verantwortungsvoll aufgebaute Kugel ist alles andere als schädlich für den Fisch, vor allem wenn sie in den richtigen
Mengen eingesetzt wird.
Für alle die es interessiert; ich werde in diesem Winter eine mehrteilige Serie rund um das Thema "Boilie" hier im
Forum veröffentlichen.
Tight Lines
Helmut