Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

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Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von *Chorche* » 05.10.2016, 12:35

Dieses Wochenende waren Freunde aus Kroatien da, ansässig in Opatija und Pag. beim gemeinsamen Hecht- und Karpfenfischen kamen wir über ein heikles Thema ins Gespräch. Ich möchte hier bewusst einfach mal ein paar (aus dem Englischen übersetzte) Zitate meiner Freunde niederschreiben, bevor ich meine Meinung dazu sage.

"Da gibt es dann Leute, die fangen an einem Platz zehn Fische, schreiben dann die Koordinaten des Seamounts in ein Fischerforum und zwei Tage später stehen die ******-Brüder mit der Ringwade da und ziehen bei jedem Zug 4 Tonnen raus - jetzt ist dort nichts mehr"

"Vor 2, 3 Jahren gab es da Schwärme, das waren tausende Fische mit 30-50 Kilo. Und heute? Die Leute glauben, die Fischerei ist immer besser, aber die Zahl der Fische wird immer geringer, nur die Größe steigt."

"Weils ja so ein seltener Fang ist, wird jedes Baby mit 15 Kilo an den Galgen gehängt und diese Möchtegern-Hemingways stehen grinsend daneben und tun so wie wenn sie einen 2 1/2 Meter-Fisch bezwungen hätten. Und dann wundert sich jeder, dass es immer weniger werden..."

"Da sind im Hafen die aus dem Boot des Captain ******* ausgeladenen Baby-Bluefins mit 15 Kilo plötzlich Albacores, und zufälligerweise haben die Schwertfische sich im Drill alle das Schwert abgeschlagen, sodass man das Mindestmaß nicht mehr genau messen kann."

"Aber ich sehs ja auch hier bei euch - wie viele zurückgesetzte Räuber gibts denn?"

Diese Zitate beziehen sich auf das Big Game in Kroatien (Nummer eins auf Amberjack, Nummer zwei auf Thun und Nummer drei auf Schwertfisch). Doch besonders mit dem letzten Zitat haben sie mich nachdenklich gemacht. Deswegen meine - zugegebenermaßen etwas provokante Frage:

Sägen wir selbst an dem Ast, auf dem wir sitzen?

Die letzten Jahre gingen wir immer davon aus, dass die Bluefinbestände in der Adria nach oben gehen - doch mittlerweile hat sich unserer Erkenntnis gewandelt - das Gegenteil scheint der Fall zu sein, die Fangmethoden werden besser und dafür die Bestände kleiner, doch durch die immer besseren Methoden wir halt auch konstant viel gefangen. Der Bestand ist merklich ausgedünnt, die großen Schwärme sind verschwunden.

Doch genug der Adria, mir ging es eigentlich um ein viel allgemeineres Thema.

Glaubt ihr, dass Angler Fischbestände gefährden können?

Für mich ist die Sachlage im Süßwasser klar: ich behaupte mit hundertprozentiger Sicherheit, dass Angler in wenigen Jahren eine gesunde Fischpopulation in einem See, Teich oder Fluss ohne weiteres totfischen können.

Im Salzwasser ist das wohl etwas anders - zumindest wenn es jetzt um so Arten wie Makrelen oder Meerbrassen geht. Bei Big Game-Arten sieht die Sachlage meiner Meinung nach schon anders aus. Die Thunfischfischerei hat sich nicht verändert, es gibt in Kroatien nach wie vor kaum Longliner auf Thun - aber die Population geht runter, und das einzige was sich verändert hat, war die Anwesenheit von viel mehr Anglern. Schwertfisch dito, wenn man lauter nicht geschlechtsreife Fische entnimmt braucht man sich über den Schwund nicht wundern. Ganz schlimm ists sowieso bei standorttreuen Arten wie Trevallys, Jacks oder Zackenbarschen ,die hat man schnell mal schwer geschädigt.

Wir haben uns dann mal Gedanken über mögliche Lösungen gemacht:

Süßwasser:

Entnahme von 1 Raubfisch, 2 Friedfischen und 1 Salmoniden pro Tag, und das als österreichweites Gesetz. Dazu Schonhakenpflicht (generell) und Drillingsverbot (beim Salmonidenfischen). Als Jahresentnahme 5 Räuber, 10 Friedfische und 10 Salmoniden, auch das gesetzlich verankert. Untermaßige müssen, wenn sie geschluckt haben, abgeschnitten und releast werden.

Salzwasser, am Beispiel von Kroatien:

Entnahme von 5 Fischen pro Tag, ganzjährige Schonung (Entnahmeverbot) von Jacks, Zackenbarschen, Schwertträgern und Thunen, vielleicht beim Thun so eine Regelung wie 1 Trophyfisch (über 100 Kilo) pro Saison darf entnommen werden. Auch hier die Releasepflicht für Untermaßige oder Geschonte Fische, egal in welchem Zustand.

Zusätzlich würde ich im Süßwasser die Zahl der Lizenzen stark beschränken und eventuell auch Preise erhöhen. Besatz nur mit heimischen Stämmen, nix zugekauftes von irgendwo. Dazu Verbot von unangemessenen Methoden, z.B. Verbot von Naturködern in Forellenbächen.

Ich persönlich habe schon Konsequenzen aus diesem Nachdenkprozess gezogen: ich entnehme Raubfische nur mehr wenn sie schwer verletzt sind, entnehme praktisch nichts auf Vorrat, sondern nur so viel wie ich an 2-3 Tagen verwerten kann. Auch in Kroatien werde ich (wie bei meinem releasten Schwertfisch) versuchen so viel wie möglich zurückzusetzen, Thune nur mehr im ganz seltenen Fall dass sie verletzt sind (1 von 100 Fischen) entnehmen.

Was haltet ihr von den von mir vorgeschlagenen Regelungen? Weit übers Ziel hinausgeschossen oder vernünftig zum Erhalt der Bestände?

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von TheCK » 05.10.2016, 13:02

Also als österreichweite Lösung kann ich mir das Ganze nicht vorstellen.
Wir bekommen es ja nicht einmal hin die Fischereiberechtigung sprich amtliche Fischerkarte einheitlich zu regeln.

Außerdem kommt noch dazu dass die Bestände von Gewässer zu Gewässer verschieden sind. In einem Teich/See mit starkem Barsch- und Hechtbestand aber limitierter Lizenzzahl kann die Entnahme ruhig etwas höher ausfallen aus 5 Stück pro Jahr, an einem Bach/Fluss mit kaum nennenswertem Hechtaufkommen ist vielleicht die Entnahme von einem Einzigen schon zu viel.

Hier wären die Landesverbände in der Pflicht für jedes Gewässer nicht nur den Besatz sondern auch die Maximalentnahme in Verbindung mit der
Lizenzanzahl zu überwachen oder anzuordnen.
Es gibt ja jetzt auch schon vorbildliche Bewirtschafter die darauf achten und mit entsprechenden Regelungen versuchen die Bestände auf einem umweltverträglichen Maß zu halten.
Und trotzdem wird es dann noch Aufseher geben, die beim Stammtisch-Peppi halt dann beide Augen zudrücken wenn er über den Schwellenwert entnommen hat. Wird ja sowieso nächstes Jahr wieder reingekippt ...

Was die Schonhakenpflicht betrifft gibt es gespaltene Meinungen, ich glaube da ist noch kein abschließendes Ergebnis vorhanden ob die wirklich schonender für die Fische sind oder nicht. Aber das ist wieder ein komplett anderes Thema.
LG
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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von OHKW » 05.10.2016, 17:55

Ich kann den Aussagen der kroatischen Freunde im großen und ganzen nur zustimmen. Wenn man bedenkt was vor 20 und 30 Jahren aus der Adria für Drümmer rausgezogen wurden kann man bei der jetzigen Fischerei auf Thune um die 20kg herum nur mehr den Kopf schütteln.
Adria ist einigermaßen kaputt, da wärs wahrscheinlich am sinnvollsten die in Sachen kommerzieller Fischerei und Sportfischerei einfach für längere Zeit in Ruhe zu lassen. Eigentlich das gesamte Mittelmeer.

Naja und bei uns im Süßwasser ist das sowieso ziemlich wild, was da in den letzten Jahrzehnten angerichtet wurde. Ich versteh nicht, warum man es nicht so wie bei der Jagd (und tw. bei den kroatischen Thunen) macht. Man schätz das ungefähre Selbstaufkommen für jede Fischart und gibt einen Teil dieser Menge in Form von Lizenzen frei, die von Anglern erworben werden können, solange verfügbar. Basispreis für C&R Lizenz + Preis für Entnahme von z.B. einem Hecht im Küchenfenstermaß 65 bis 90cm. Wenn man nix erwischt oder nix entnimmt kann man die Lizenz zurückgeben.
Aber sämtliche Regelungen scheitern ohnehin an mangelnder Kontrolle, und nicht vorhandenem Unrechtsbewusstsein bei vielen Fischern.
Was passiert, wenn das bei der Jagd so gehandhabt wird, dass jeder wegballern darf was ihm vor die Flinte kommt wurde ja schon erlebt und lokal von Auerhahn bis Waldrapp alles ausgerottet. Nachdem man das mal geregelt hat, geht's zumindest dem Rehwild, Rotwild und Schwarzwild fast überall recht gut. Niederwild leidet halt am Verschwinden der Strauchlandschaften und am allgegenwärtigen Straßenverkehr und Landwirtschaft.

Btw.... allgemeine Schonhakenpflicht ist Schrott, da gibt's genug Anwendungsfälle und Beispiele wo das zu mehr Schaden als Nutzen führt. Gute Erfahrungen hab ich z.B. mit kleinen Widerhaken an kleinen Drillingen und an Widegaphaken, da hab ich eigentlich so gut wie keine Verangelquote. Schlechte Erfahrungen hab ich mit widerhakenlosen Drillingen und widerhakenlosen großen Einzelhaken, sowie generell dickdrahtigen Jigköpfen etc..... Sehr komplexes Thema wo es neben dem jeweiligen Haken sehr auf Fischart, Gewässersituation und verwendetem Gerät abhängt, ob man einen Fisch sauber hakt oder ein Massaker anrichtet (Mehrfaches ein aushaken, tiefe Furchen durch einschneidende Haken, durch Knochen gehämmerte Jigköpfe.... alles ganz grausam....)
Mann muss es sich selbst nicht unnötig schwer machen wenn man es genauso gut anderen unnötig schwer machen kann.

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von Eastpark » 05.10.2016, 18:26

*Chorche* hat geschrieben: Wir haben uns dann mal Gedanken über mögliche Lösungen gemacht:

Süßwasser:

Entnahme von 1 Raubfisch, 2 Friedfischen und 1 Salmoniden pro Tag, und das als österreichweites Gesetz. Dazu Schonhakenpflicht (generell) und Drillingsverbot (beim Salmonidenfischen). Als Jahresentnahme 5 Räuber, 10 Friedfische und 10 Salmoniden, auch das gesetzlich verankert. Untermaßige müssen, wenn sie geschluckt haben, abgeschnitten und releast werden.

Salzwasser, am Beispiel von Kroatien:

Entnahme von 5 Fischen pro Tag, ganzjährige Schonung (Entnahmeverbot) von Jacks, Zackenbarschen, Schwertträgern und Thunen, vielleicht beim Thun so eine Regelung wie 1 Trophyfisch (über 100 Kilo) pro Saison darf entnommen werden. Auch hier die Releasepflicht für Untermaßige oder Geschonte Fische, egal in welchem Zustand.

Zusätzlich würde ich im Süßwasser die Zahl der Lizenzen stark beschränken und eventuell auch Preise erhöhen. Besatz nur mit heimischen Stämmen, nix zugekauftes von irgendwo. Dazu Verbot von unangemessenen Methoden, z.B. Verbot von Naturködern in Forellenbächen.

Ich persönlich habe schon Konsequenzen aus diesem Nachdenkprozess gezogen: ich entnehme Raubfische nur mehr wenn sie schwer verletzt sind, entnehme praktisch nichts auf Vorrat, sondern nur so viel wie ich an 2-3 Tagen verwerten kann. Auch in Kroatien werde ich (wie bei meinem releasten Schwertfisch) versuchen so viel wie möglich zurückzusetzen, Thune nur mehr im ganz seltenen Fall dass sie verletzt sind (1 von 100 Fischen) entnehmen.

Was haltet ihr von den von mir vorgeschlagenen Regelungen? Weit übers Ziel hinausgeschossen oder vernünftig zum Erhalt der Bestände?
Bis auf das Rot markierte sind deine ansätze nicht so schlecht, aber wozu die Preise erhöhen? Damit normal verdiener nicht mehr fischen gehn können?
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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von *Chorche* » 05.10.2016, 19:42

@OKHW:

Muss dir recht geben, hab bei dem Schonhakengebot jetzt mehr ans zB Naturköderfischen auf Räuber gedacht. Beim Spinnfischen machen kleine Widerhaken natürlich Sinn.

Aber wie stellst du dir das mit den Fangquoten im Süsswasser vor? Wie soll das funktionieren? Ich stell mir gerade vor wie ein Typ alle 5 Tonnen Hechtlizenzen für 2017, fischt dann 5 Tonnen Großhechze aus dem Attersee und alle anderen Gewässer gehen leer aus? Oder wie stellst du dir das vor?

@Eastpark:

Es geht nicht darum dass Normalverdiener nicht mehr Fischen können, aber muss man unbedingt jeden an Naturgewässer lassen? Golfen, Reiten, Tennis usw kann sich ja auch nicht jeder leisten, wieso muss es beim Angeln für jeden leistbar sein?

Und ich bin der Meinung, selbst eine Jahreslizenz um 800€ (Hausnummer) wär für fast jeden leistbar. Man legt jeden Monat was auf die Seite und kauft sich halt dafür nicht das super Ding aus der Werbung oder die Rute die einen im Laden anlächelt. Meiner Meinung nach würden bei höheren Preisen einfach mehr die Leute am Wasser sein, denen das Fischen wirklich was wert ist.

Wer nicht bereit ist, einen ordentlichen Preis für sein Hobby zu zahlen (und JEDES Hobby ist kostenintensiv), kann ja an einen Paylake gehen und dort 10€ pro Tag zahlen.

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von OHKW » 06.10.2016, 00:09

Naja, auch bei Naturköderfischerei sind Schonhaken teilweise umstritten, aber da kann z.B. Polsi auf einen deutlich größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen.
Was die "Abschuss-Lizenz" betrifft, was ja reine Fiktion ist, so sind die netürlich für jedes Gewässer gesondert auszugeben, da ja fü jedes Gewässer das Selbstaufkommen geschätzt werden muss. Dass nicht eine Person 500 Lizenzen für Hechtentnahme an einem Tag kaufen kann, sollte klar sein.
Wie man das regelt, kann auf sehr viele Arten gelöst sein. In Summe zählt nur, dass man die Entnahmemenge von vornherein deckelt und damit unter Miteinbeziehung möglicher Verangelquoten und anderer Ausfälle sicherstellt, dass die Bestandsentwicklung halbwegs positiv verläuft.
Wenn man viele Leute hat die angeln möchten und eine halbwegs brauchbare Fischerei erleben wollen, führt kein Weg daran vorbei, dass man die Entnahmemenge einigermaßen kontrollieren kann.
Wird ja in der Jagd im Grunde so praktiziert, also sollte das nicht so schwierig umzusetzen sein. Ich seh aber da keinerlei Chance drauf, dass sich da weltbewegendes tut bevor wirklich "rien ne va plus" eingetreten ist.
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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von doubleH » 06.10.2016, 07:05

Hallo Chorche,

Bevor ich zu ein paar Themengebieten meinen Senf abgebe, erstmal danke für diesen interessanten
Beitrag! Ich hab nur die Befürchtung, dass wir uns aufgrund der unterschiedlichen Themengebiete
verlaufen, daher wären mehrere Beiträge zu den jeweiligen Themen übersichtlicher. :wink:


Thema "Schonhaken"
Kann man mMn nicht auf alle Arten der Angelei pauschalieren; wurde in dieser Form aber schon angemerkt.
Meine Erfahrungen beim Karpfenangeln mit Schonhaken sind nicht die besten, daher bevorzuge ich
Modelle mit Microwiderhaken.

Thema "Kosten fürs Hobby"
Die Aussage, "jedes Hobby ist kostenintensiv" ist völlig unzutreffend. Gibt genug Hobbies, die keine oder nur
minimale Kosten verursachen.

Thema "Preis für eine Jahreslizenz"
Bei deinem Vorschlag hast du u.a. auf die Jungangler vergessen? Ich erinnere mich gut an meine Kindheit,
als selbst ein Schwimmer oder ein Packerl Haken mein Taschengeld aufgefressen haben; wenn da meine Eltern
noch zusätzlich 800 Teuronen (anstatt 250) für meine Jahreslizenz löhnen hätten dürfen, würde ich heute nicht
am Wasser sitzen.
Hast du Familie mit Kinder? Dann nämlich müsstest du diesen Betrag nicht nur einmal im Jahr auf die Seite legen,
obwohl du bei einem nahezu gleichbleibenden Einkommen so und so schon mehrere Mäuler stopfen darfst :wink:

Mit Geld wirst die schwarzen Schafe am Wasser nicht los werden; Geld hat weder Moral noch ein Gewissen.


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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von *Chorche* » 06.10.2016, 07:44

@OKHW:

Ja das klingt tatsächlich sinnvoll!

Zum Thema Schonhaken wärs echt spannend, wenn Polsi sich zu Wort meldet :-)

@doubleH:

Naja, im Prinzip ists ein Thema: nämlich "Zerstören wir uns unser eigenes Hobby?" Bzw "Wie kann man das Verhindern".

Zum Thema Geld: dass es für Jungangler unter 18 verbilligte Lizenzen geben sollte, ist eh logisch. Prinzipiell ists aber schon so, dass sich über Geld viel regeln lässt - denn wenn meine Lizenz 79€ im Jahr kostet und ich sie wegen eines Regelverstosses verliere wechsel ich halt das Wasser (ja diese Leute gibts tatsächlich), aber bei 1000€.... da denkt man zweimal nach. Klar müssten die Mehreinnahmen aus den Lizenzen dann einer besseren Kontrolle zugute kommen.

Ich werfe eine provokante Frage in den Raum:

Muss Angeln wirklich für jeden leistbar sein? Wieso gerade Angeln? Jagen ist teuer, Golf, Tennis, Reiten, Autorennen, .... Warum muss gerade Angeln unbedingt billig sein?

@topic:

Ich hab für mich bereits ein paar Entschlüsse gefasst - und zwar werde ich in Kroatien das Driftfischen fürs erste mal sein lassen - es ist irgendwie nicht mit meinem Gewissen vereinbar, Thune zu drillen wenns mit dem Bestand bergab geht. Big Game in Kroatien war eine schöne Zeit mit tollen Fängen, aber jetzt mache ich (und meine Freunde auch) mal Pause. Wir haben die Hoffnung, dass es in ein paar Jahren besser wird. Mal sehen...

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von korsikaphil » 06.10.2016, 08:51

*Chorche* hat geschrieben:Muss Angeln wirklich für jeden leistbar sein? Wieso gerade Angeln? Jagen ist teuer, Golf, Tennis, Reiten, Autorennen, .... Warum muss gerade Angeln unbedingt billig sein?
Ich spreche mich generell gegen eine Elitenbildung aus. Nur weil der Status quo den Umstand, dass die Welt eben ungerecht ist, untermauert, muss man die Situation nicht noch anheizen indem man für mehr Ungerechtigkeiten im eigenen Land sorgt. Die Idee, dass ungebildete, arme Unterschichtsangehörige am Forellenwasser nichts verloren haben weil sie ja was kaputtmachen könnten, find ich jedenfalls abstoßend.

Und wenn jetzt jemand meint: "Sollens halt mehr arbeiten, dann ist so eine Jahreslizenz leistbar", hier ein kleiner Denkanstoß:

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von doubleH » 06.10.2016, 09:28

*Chorche* hat geschrieben:Warum muss gerade Angeln unbedingt billig sein?
Ich wusste nicht, dass Angeln billig ist :o

Wenn ich 2-3x die Woche laufen gehe (was auch viele als Hobby betreiben), dann brauch ich 1 Paar Laufschuhe pro Jahr.
Im Gegensatz dazu ist der finanzielle Aufwand fürs Angeln pro Jahr um ein Vielfaches höher.


*Chorche* hat geschrieben:Muss Angeln wirklich für jeden leistbar sein?
Ja klar, warum nicht?


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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von korsikaphil » 06.10.2016, 10:01

doubleH hat geschrieben:Ich wusste nicht, dass Angeln billig ist :o
+1, besonders im internationalen Vergleich wird das überdeutlich. Für denselben Betrag den man in Österreich für eine Jahreslizenz hinlegt, kann man in Bayern einen Pirschbezirk bei den Staatsforsten lösen und dem (österreichischen) Elitehobby Jagd fröhnen. Da kriegt man sogar noch einen Bonus rückerstattet, wenn man sein Abschusssoll erfüllt :D.

Angeln ist in Deutschland im Vergleich zu Österreich sowieso spottbillig, wenn man mal von einigen wenigen pseudoenglischen Forellenpuffs absieht. Und trotzdem sind gerade die "öffentlich zugänglichen" Gewässer gut in Schuss. Wenns Probleme gibt dann wegen Kormoran, Wasserkraft und Industrie, aber sicher nicht wegen zu tief angesetzten Kartenpreisen! Ein Unterschied zu Österreich fällt mir hier in Bayern aber auf: Viele Vereine limitieren den Befischungsdruck über die Mitgliederzahl. Das ist für einen "Zugroasten" dann auch wieder nicht so toll :?
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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von *Chorche* » 06.10.2016, 15:30

Klar kann das Angeln für jeden leistbar sein. Aber - mal so in den Raum gestellt - im Normalfall ist es so: die "Fleischfischer" und Allesentnehmer kommen bei uns in den meisten Fällen (nein ich bin kein Rassist, aber das ist eine Tatsache - hat sicher was mit der Wertschätzung von Tieren zu tun) aus dem Osten und gehören damit zu den Niederverdienern. Wohlhabendere Leute gehen tendenziell eher Fliegenfischen oder Karpfenangeln, beides meist mit C&R.

@korsikaphil:

Findest du dieses Vereinsgetue mit ewig langen Wartelisten und Personenbeschränkung nicht noch ätzender? Mir ists lieber wenn ich für die Karten mehr zahl und dafür gscheit kontrolliert wird, als wenn die zahlenmäßig begrenzten Mitglieder machen was sie wollen.

Ich sags nochmal - JEDER Mensch, egal wie wenig er verdient, kauft sich unnötiges Zeug dass er eigentlich nicht braucht. Beispiel: es gibt Leute die verdammt wenig verdienen, immer am Monatsende kein Geld mehr am Konto haben aber trotzdem alle 3 Familienmitglieder das neue iPhone haben - und das ohne Vertrag. Ergo: wenn ich mir ein iPhone leisten kann, dann kauf ich mir halt ein billigeres Handy und zahl dafür die Jahreskarte.

Was ich sagen will - eine Preiserhöhung würde vielleicht Leute ausschließen, die das Fischen so als zweit- oder dritt-Hobby haben, die fanstischen Fischer würden weiter angeln.

Und damit hier nicht der Eindruck entsteht, dass ich reich bin - ich verdiene 1200€ im Monat, kann man wohl kaum als Hochverdiener bezeichnen. Ich weis also wovon ich rede.

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von *Chorche* » 06.10.2016, 15:38

@topic:

Aber es soll ja nicht nur um Kartenpreise gehen.

Welche Visionen hättet ihr zum Schutz der Fischbestände, ob im Süss- oder Salzwasser?

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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von TheCK » 06.10.2016, 15:46

*Chorche* hat geschrieben: Was ich sagen will - eine Preiserhöhung würde vielleicht Leute ausschließen, die das Fischen so als zweit- oder dritt-Hobby haben, die fanstischen Fischer würden weiter angeln.
Die Preiserhöhung würde aber vermutlich auch viele Leute ausschließen, die da sFischen einmal ausprobieren wollen und durch die Kosten dann abgeschreckt werden. Womit wir dann wieder beim elitären Kreis der Vereinsmitglieder sind die "eh scho immer" dabei waren und auch bleiben werden. Was dazu führt, dass sich am Status Quo absolut nichts ändert mit der Ausnahme, dass die Bewirtschafter besser verdienen.

Solange die Grundmentalität der meisten Bewirtschafter und Fischer sich nicht ändert und immer nur auf den größtmöglichen Profit und das "Hereinbringen" der Lizenzkosten durch Fischentnahme hingearbeitet wird kann sich für die Fischbestände nicht viel ändern.
LG
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Re: Überzogene Spinnerei oder sinnvolle Ansätze?

Beitrag von doubleH » 07.10.2016, 07:13

TheCK hat geschrieben:
*Chorche* hat geschrieben: Solange die Grundmentalität der meisten Bewirtschafter und Fischer sich nicht ändert und immer nur auf den größtmöglichen Profit und das "Hereinbringen" der Lizenzkosten durch Fischentnahme hingearbeitet wird kann sich für die Fischbestände nicht viel ändern.
:good post:

Genau dort liegt der Hund begraben; höhere Kartenpreise verschärfen dieses Problem sogar; musste ich leider schon in der Praxis
miterleben.

Bewusstseinsbildung durch Überzeugungsarbeit auf der einen, und rigorose Kontrollen inkl. entsprechender Sanktionen
bei Verstößen auf der anderen Seite können die Situation entscheidend verbessern.
Genauso müssten Bewirtschafter bzw. Besatzzuständige eine entsprechende Ausbildung durchlaufen müssen; was da oft
"verbrochen" wird, löst schweren Brechreiz bei mir aus.

TL
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