Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

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thomasfischt
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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von thomasfischt » 23.06.2019, 21:22

Hallo Rutenbauer

Dank der kräftigen Unterstützung aus dem Board (Danke an alle die geholfen haben) ist nun der erste Versuch einer Eigenbau Rute fertig geworden.

Hier eine kleine Fotostory über den Bau und den Fortschritt.
Material wurde bei tackle24, tackleking und bei cmw Rutenbau bzw aus dem Baumarkt erworben.

Es sollte also eine Meeresrute für das trollen auf Dentex, Amberjacks und Little tunnys werden.

Ein Lemax Barbarian Blank in der 30 bis 50 lbs Klasse überzeugte mich durch den erstaunlich dünnen aber dennoch kräftigen Blank, sodass ich diesen wählte. Ich würde dem Blank sogar mehr zutrauen ohne klobig und hart zu wirken. Vielleicht bewährt er sich einmal an einem kleinen Bluefin.

Da ich den Griff quasi fertig gekauft habe, da die Rute im Griff teilbar ist sparte ich diesen Schritt sodass ich mit der Verbindung von Griff und Blank beginnen konnte.

Links der schließlich verwendete Griff, mittig eine Alternative ohne Schaumstoff, gäbe es auch in schwarz und könnte man mit schrumpfschlauch überziehen, rechts der Vorgriff den ich auf die Stärke des bestehenden Griffes reduzieren und kürzen musste.

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Mit der günstigen Einhell Drehbank vom Baumarkt und Schleifpapier in den Stärken von 70-400 reduzierte ich langsam den Durchmesser sodass dieser gut in der Hand lag und zum Endgriff passte.

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Am Blank musste noch der Spine eingezeichnet werden, also die Stelle wo der Blank aufgrund seiner Bauart minimal dicker bzw härter ist und daher "springt". Viele schwören darauf, manche meinen es sei Humbug. Ich wollte es definitiv nicht komplett ignorieren und markierte die Stelle mit Klebeband um schließlich die "Ferule" also die kleine Hülle die dann in den Griff gesteckt wird mit dem Blank zu vereinen.


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Dazu verdickte ich quasi das Ende des blanks so weit mit malerkrepp band wie weit der Blank in die Hülle zu schieben war und eine gute Verbindung zwischen dem Blank und der ferule zu bekommen. Dies ist mMn die wichtigste stelle und sollte man hier genau aufpassen, denn die meisten Kräfte wirken an dieser Stelle.

Mit langsam aushärtendem 2k epoxydkleber habe ich sodann den Blank in die Ferule-Hülle eingeklebt und trocknen lassen

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Nun konnte ich den Vorgriff einkleben. Dazu verdickte ich erneut den Blank mit Malerkrepp auf der Länge wo später den Griff sitzen soll und bestrich diesen ebenso mit dem 2k epoxy und schob den Griff vorsichtig mit Drehbewegung damit der Kleber darunter blieb auf den Blank von vorne drauf bis er fest an der Ferule aufsitze und ließ den Kleber wieder aushärten.

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Schließlich kam die schwere Wahl der Art und Anzahl der Ringe. Da habe ich viel probiert und auf Funktionalität und Optik geschaut. Ich wollte bewusst mehr Ringe, dafür kleinere verbauen und klebte diese immer wieder an den Blank mit Tapemum zu sehen wie die Biegekurve, die Anzahl der Ringe und die Abstände optimal erschienen.

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Nach langer Überlegung waren die Positionen markiert und entschied ich mich zwecks Haltbarkeit und Stärke für eine Unterwicklung jedes Ringsteges mit schwarzem Faden und für die Optik einen Winding Check für den Übergang von Griff zu Blank

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Der schwierigste Teil folgte. Mit nun rotem Faden wickelte ich jeden Ring doppelt an den Blank. Von allen Schritten empfand ich diesen am schwierigsten. Übung macht aber hier den Meister und wurde die Wickeloptik mit der Zeit immer besser.

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Nach vielem fluchen und neu anfangen war nach langer Zeit die Wickelei beendet.

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Anschließend habe ich alles mit Isopropanol aus der Apotheke gereinigt und trocknen lassen und bereitete alles für Lackierung vor. Genaue Abmessung der 2 Komponenten des Lackes war Pflicht und entschied ich mich für 3 Schichten Lack, 2 davon nass in nass mit einem Abstand von 30 min und verdünnt mit ISO und die dritte Schicht nach 12 Stunden aufzutragen.

Mit Hilfe der langsamen Drehmaschine ging dieser Schritt verhältnismäßig einfach und ließ ich den Lack stets in der Drehmaschine aushärten damit keine Nasen entstanden.

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Anschliessend härtete alles 5 Tage aus und montierte ich zunächst eine Tld 25 Rolle, die jedoch in Zukunft gegen eine etwas kleinere getauscht wird und nahm das erste Projekt mit nach Kroatien und schleppte damit zum Test. Fisch hat die Rute bisher keinen gebracht, dafür haben sich wenigstens die Komponenten nicht voneinander gelöst oder sonstige Überraschungen gebracht und macht das Ergebnis für den ersten Versuch einen guten Eindruck.

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Ich bin überzeugt, dass die Rute nicht optimal gebaut wurde und dass da jedenfalls verbesserungsbedarf besteht und noch Übung notwendig ist, aber für den ersten Versuch bin ich ganz zufrieden.

Ich hoffe ihr konntet auch ein paar Infos mitnehmen und habe ich vielleicht den einen oder andern motiviert damit anzufangen. Wenn die Rute einen guten Fisch bringt berichte ich davon im Forum

Thomas
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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von magut » 23.06.2019, 22:20

Hammer das Teil. Mir gefällt die ausserordentlich gut :up2:

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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von yesmann » 24.06.2019, 06:08

Danke für die ausführliche Dokumentation :up2:

Schönes Gerät ...
LG
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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von D4vE » 24.06.2019, 08:00

Schöne Rute, Danke für den Bericht.

Nur aus Interesse, was haben dich die Einzelkomponenten gekostet?

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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von Oldman » 25.06.2019, 19:49

Hallo!
Wow -saubere Arbeit :up2: :up2: :up2: :up2:
Gruß Oldman
wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen ist,
wirst du festellen, dass man Geld nicht essen kann

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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von thomasfischt » 26.06.2019, 11:05

Danke für das Feedback.
Freue mich auch über Verbesserungsvorschläge von den Profis.
D4vE hat geschrieben:
24.06.2019, 08:00
Schöne Rute, Danke für den Bericht.

Nur aus Interesse, was haben dich die Einzelkomponenten gekostet?
Die erste Rute ist natürlich fürchterlich unrentabel. Da muss man ja viel anschaffen. Die Drehbank (wobei man auch Griffe fertig kaufen kann in der gewünschten Länge und Stärke), den Drehmotor und die Auflagen, die Bindemaschine (theoretisch auch selber bastelbar...), eine Flasche Lösungsmittel, Pinsel usw.

Wenn man das alles mal vergisst und nur auf die Rute schaut hat diese folgendes gekostet:
Blank: 86 Euro
Ringe: je nach und Anzahl und Größe von € 3,20 bis 19,90
Bindegarn: mehrere Farben ab € 5-10
Lack und Kleber: je ca. € 5,-

Gesamt ca.: 150 €
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Re: Meine erste Eigenbau-Rute - Hilfe und Tipps

Beitrag von Oldman » 26.06.2019, 18:24

Hallo!
Ich sage immer -sei stolz auf deine Leistung -Hauptsache selbst gemacht -nichts anderes zählt und wenn du jetzt noch mit derRute was fängst hat sich der Aufwand auf alle Fälle gelohnt.
Ein alter Bastler
Gruß Oldman
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