Das Hochseeangeln vom Kutter auf Dorsch und Co. erfreut sich großer Beliebtheit. Doch so manchem ist es im wahrsten Sinne des Wortes schlecht bekommen.
Ich weiß wo von ich spreche. Jahrelang fuhr ich Ein- bis Dreimal zum Hochseeangeln, meistens von Burg auf Fehmarn oder Großenbrode aus und hatte nie Probleme. Ich glaube es war so im sechsten Dienstjahr beim Bund. Wieder war über ein langes Wochenende von Fünen aus Hochseeangeln angesagt. Auf der Fähre nach Langeland ging es nach einem opulenten Mahl feucht fröhlich zu und das alles kostenlos im Kapitänssalon, da man vergessen hatte unseren 6 Personentisch freizuhalten, welchen wir reserviert hatten. Gesättigt und lustig erreichten wir unser Privatquartier auf Fünen, wo schon wieder Essen auf uns wartete: Sauerbraten mit Knödel und Rotkohl und entsprechenden mitgebrachten Getränken.
Nach einer kurzen Nacht ging es dann auf den von uns gemieteten Kutter. Ruten an der Reling befestigt, den Kapitän und dessen Gattin begrüßt, ging es dann nach einem Begrüßungsschluck auch schon los. Bis jetzt war noch alles gut.
Der erste Angelplatz war erreicht und kaum hatte ich den Pilker ausgeworfen, wurde mir irgendwie anders. Erst wurde mir warm, dann traten Schweißperlen ins Gesicht, aus der Wärme wurde Kälte, die Gesichtsfarbe wechselte von Normal ins Weiße bis Grünliche und dann rannte ich auch schon zum Anfüttern zur Reling. Nun ja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Kaum nahm der Kutter wieder Fahrt auf war alles wieder in Ordnung. Doch sobald er wieder stand ging das Ganze von vorne los. Ja nun hatte die Seekrankheit mich auch erwischt.
Letztendlich war ich heil froh, als die Fahrt zu Ende war. So etwas hatte ich doch noch nie. Dachte das war was Einmaliges und gab der Völlerei vom Vortag die Schuld an diesem Dilemma. So lebte ich dann diesen Tag auch ganz solide, denn am anderen Morgen ging es wieder auf große Fahrt.
Was soll ich lange Schreiben – es ging wieder los – alle guten Ratschläge, wie festen Horizont suchen, sich ablenken bis hin zum berühmten Kaugummi, halfen nichts.
Da ja solche Touren oft, wie unsere auch an Monaten welche ein R in ihrem Namen haben stattfinden, es also kalte Monate sind, friert man, so total geleert, doppelt stark.
Das lieb gemeinte Angebot in der warmen Kajüte Platz zu nehmen erwies sich auch als totaler Flop. Ich beschreibe es einmal so: die Wände der Kajüte kamen wie die Mauern eines Wolkenkratzers auf mich zu. So suchte ich dann den Platz auf an dem es mir am Besten ging. Die Fischkiste genau in der Mitte des Bootes. Bei Kuttern mit Gastronomie ist es die Mitte des „Lokales”.
Ich gab nicht auf, präpariert mit den neuesten Medikamenten gegen Seekrankheit, versuchte noch einige Male mein Glück. Leider immer mit dem gleichen schrecklichen Ergebnis. Ja es wurde so schlimm, dass ich nicht einmal eine Seebrücke betreten konnte. So verlegte ich mich aufs Brandungsangeln.
Aus vorgenannten Gründen befasste ich mich ein wenig mit dem Thema Seekrankheit.
Hier eine Zusammenfassung.
Was ist Seekrankheit?
Seekrankheit – Reise-oder Bewegungskrankheit ((Kinetose). Es gibt unterschiedliche Stärken
der Seekrankheit. Entscheidend für die Stärke ist die Wellenlänge der Bewegung. Kurze Wellen lösen eine schwächere Seekrankheit als lange Wellenbewegungen aus. Die Symptome jedoch sind die Selben.
Symptome:
Einige Symptome wie kalter Schweiß, Blässe, Frösteln, drückendes Gefühl in der Magengegend und
Erbrechen habe ich schon Eingangs beschrieben.
Wodurch ausgelöst:
Wodurch die Seekrankheit ausgelöst wird, da ist man sich nicht 100% sicher.
Aufgrund vieler Versuche ist jedoch die vorherrschende Meinung, dass der Auslöser in den widersprüchlichen Informationen welche die Augen, Gelenke und Innenohr zur eigentlichen Lage und Bewegung des Körpers dem Gehirn liefern. Man spricht oft, wenn auch nicht ganz richtig, von einer Gleichgewichtsstörung.
Was tun wenn man direkt betroffen ist:
- mit aufrecht gehaltenen Kopf, einen Punkt am Horizont betrachten
- sich ablenken z. B. ein interessantes Gespräch beginnen
Sollte nichts davon helfen:
- den ruhigsten und tiefsten Punkt – Schiffsmitte (Fischkiste) aufsuchen
- hinsetzen, wenn möglich auf den Rücken legen und Augen schließen.
- auf einen freien Weg zur Reling achten.
Was kann man vorbeugend tun:
- gegen die Seekrankheit und Reiseangst trainieren.
- vor und während der Fahrt keinen Kaffee, Schwarzen Tee oder Alkohol trinken
– Wasser ist angesagt
- vor und während der Fahrt keine schwere sondern fettarme, kohlehydratreiche Kost zu sich nehmen.
Arzneimittel:
Dieses ist ein besonderes Kapitel. Mittlerweile gibt es viele verschreibungspflichtige und apothekenpflichtige Arzneimittel. Alle haben jedoch erhebliche Nebenwirkungen, so dass ich hier keine Empfehlung aussprechen möchte.
Auch das Kauen von Ingwer und Akupunktur sollen helfen.
Schlusswort:
Bei mir wurde bei einem Hörtest ein Hörschaden durch Schießen beim Bund festgestellt, woraus wohl meine plötzlich auftretende Seekrankheit resultiert.
Ich werde deshalb als vorbeugende Maßnahme gegen die Seekrankheit trainieren – mit einem Ruderboot fange ich an und einige Tage vorher und während der Fahrt solide leben und als der Weisheit letzter Schluss vorbeugend mitgenommene, verschreibungspflichtige Arznei zu mir nehmen.
Mal sehen ob es hilft.
Gruß Oldman