Seekrank-/heit

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Oldman
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Seekrank-/heit

Beitrag von Oldman » 22.08.2010, 15:19

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Das Hochseeangeln vom Kutter auf Dorsch und Co. erfreut sich großer Beliebtheit. Doch so manchem ist es im wahrsten Sinne des Wortes schlecht bekommen.
Ich weiß wo von ich spreche. Jahrelang fuhr ich Ein- bis Dreimal zum Hochseeangeln, meistens von Burg auf Fehmarn oder Großenbrode aus und hatte nie Probleme. Ich glaube es war so im sechsten Dienstjahr beim Bund. Wieder war über ein langes Wochenende von Fünen aus Hochseeangeln angesagt. Auf der Fähre nach Langeland ging es nach einem opulenten Mahl feucht fröhlich zu und das alles kostenlos im Kapitänssalon, da man vergessen hatte unseren 6 Personentisch freizuhalten, welchen wir reserviert hatten. Gesättigt und lustig erreichten wir unser Privatquartier auf Fünen, wo schon wieder Essen auf uns wartete: Sauerbraten mit Knödel und Rotkohl und entsprechenden mitgebrachten Getränken.

Nach einer kurzen Nacht ging es dann auf den von uns gemieteten Kutter. Ruten an der Reling befestigt, den Kapitän und dessen Gattin begrüßt, ging es dann nach einem Begrüßungsschluck auch schon los. Bis jetzt war noch alles gut.
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Der erste Angelplatz war erreicht und kaum hatte ich den Pilker ausgeworfen, wurde mir irgendwie anders. Erst wurde mir warm, dann traten Schweißperlen ins Gesicht, aus der Wärme wurde Kälte, die Gesichtsfarbe wechselte von Normal ins Weiße bis Grünliche und dann rannte ich auch schon zum Anfüttern zur Reling. Nun ja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.

Kaum nahm der Kutter wieder Fahrt auf war alles wieder in Ordnung. Doch sobald er wieder stand ging das Ganze von vorne los. Ja nun hatte die Seekrankheit mich auch erwischt.
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Letztendlich war ich heil froh, als die Fahrt zu Ende war. So etwas hatte ich doch noch nie. Dachte das war was Einmaliges und gab der Völlerei vom Vortag die Schuld an diesem Dilemma. So lebte ich dann diesen Tag auch ganz solide, denn am anderen Morgen ging es wieder auf große Fahrt.

Was soll ich lange Schreiben – es ging wieder los – alle guten Ratschläge, wie festen Horizont suchen, sich ablenken bis hin zum berühmten Kaugummi, halfen nichts.

Da ja solche Touren oft, wie unsere auch an Monaten welche ein R in ihrem Namen haben stattfinden, es also kalte Monate sind, friert man, so total geleert, doppelt stark.

Das lieb gemeinte Angebot in der warmen Kajüte Platz zu nehmen erwies sich auch als totaler Flop. Ich beschreibe es einmal so: die Wände der Kajüte kamen wie die Mauern eines Wolkenkratzers auf mich zu. So suchte ich dann den Platz auf an dem es mir am Besten ging. Die Fischkiste genau in der Mitte des Bootes. Bei Kuttern mit Gastronomie ist es die Mitte des „Lokales”.

Ich gab nicht auf, präpariert mit den neuesten Medikamenten gegen Seekrankheit, versuchte noch einige Male mein Glück. Leider immer mit dem gleichen schrecklichen Ergebnis. Ja es wurde so schlimm, dass ich nicht einmal eine Seebrücke betreten konnte. So verlegte ich mich aufs Brandungsangeln.

Aus vorgenannten Gründen befasste ich mich ein wenig mit dem Thema Seekrankheit.

Hier eine Zusammenfassung.

Was ist Seekrankheit?

Seekrankheit – Reise-oder Bewegungskrankheit ((Kinetose). Es gibt unterschiedliche Stärken
der Seekrankheit. Entscheidend für die Stärke ist die Wellenlänge der Bewegung. Kurze Wellen lösen eine schwächere Seekrankheit als lange Wellenbewegungen aus. Die Symptome jedoch sind die Selben.

Symptome:

Einige Symptome wie kalter Schweiß, Blässe, Frösteln, drückendes Gefühl in der Magengegend und
Erbrechen habe ich schon Eingangs beschrieben.

Wodurch ausgelöst:

Wodurch die Seekrankheit ausgelöst wird, da ist man sich nicht 100% sicher.
Aufgrund vieler Versuche ist jedoch die vorherrschende Meinung, dass der Auslöser in den widersprüchlichen Informationen welche die Augen, Gelenke und Innenohr zur eigentlichen Lage und Bewegung des Körpers dem Gehirn liefern. Man spricht oft, wenn auch nicht ganz richtig, von einer Gleichgewichtsstörung.

Was tun wenn man direkt betroffen ist:

- mit aufrecht gehaltenen Kopf, einen Punkt am Horizont betrachten
- sich ablenken z. B. ein interessantes Gespräch beginnen

Sollte nichts davon helfen:

- den ruhigsten und tiefsten Punkt – Schiffsmitte (Fischkiste) aufsuchen
- hinsetzen, wenn möglich auf den Rücken legen und Augen schließen.
- auf einen freien Weg zur Reling achten.

Was kann man vorbeugend tun:

- gegen die Seekrankheit und Reiseangst trainieren.
- vor und während der Fahrt keinen Kaffee, Schwarzen Tee oder Alkohol trinken
– Wasser ist angesagt
- vor und während der Fahrt keine schwere sondern fettarme, kohlehydratreiche Kost zu sich nehmen.

Arzneimittel:

Dieses ist ein besonderes Kapitel. Mittlerweile gibt es viele verschreibungspflichtige und apothekenpflichtige Arzneimittel. Alle haben jedoch erhebliche Nebenwirkungen, so dass ich hier keine Empfehlung aussprechen möchte.
Auch das Kauen von Ingwer und Akupunktur sollen helfen.

Schlusswort:

Bei mir wurde bei einem Hörtest ein Hörschaden durch Schießen beim Bund festgestellt, woraus wohl meine plötzlich auftretende Seekrankheit resultiert.

Ich werde deshalb als vorbeugende Maßnahme gegen die Seekrankheit trainieren – mit einem Ruderboot fange ich an und einige Tage vorher und während der Fahrt solide leben und als der Weisheit letzter Schluss vorbeugend mitgenommene, verschreibungspflichtige Arznei zu mir nehmen.

Mal sehen ob es hilft.

Gruß Oldman
wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen ist,
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Re: Seekrank-/heit

Beitrag von posti » 23.08.2010, 07:26

Servus,
sehr interessanter Bericht, dieses Thema hat wohl schon viele an die Reling gedrückt.
Ingwer hilt tatsächlich (entweder roh gekaut, oder als Dragees)- im Selbstversuch auf mehreren Australienreisen festgestellt :-)
Kaffee sollte vor der Fahrt vermieden werden, aber auf das Frühstück (leicht, fettarm) nicht verzichten!

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Re: Seekrank-/heit

Beitrag von Nordangler » 14.07.2011, 13:05

Oldman ein schön zusammen gefaster Bericht.

Seekrankheit ist natürlich eine recht ekelige Angelegenheit beim angeln auf dem Meer.
Hier sei aber dir gesagt, dass ich mich seit knapp 35 Jahren zum angeln auf dem Meer tummele.
In dieser Zeit war ich trotz Seeerfahrenheit 4 mal Seekrank.
Ausschließen würde ich deine Diagnose mit dem Trommelfell, weil ich bin bis auf die letzten Jahre mit Rückenkrank immer fit.

Wohl richtig ist deine Vermutung mit den Sinnesorgangen. Bei 3 meiner Anfälle war es eingentlich spiegelglatt mit einer Dünung die noch vom Vortag war.
Der 4te Anfall war bei Windstärke 8-9 auf der Nordsee.

Sven

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Re: Seekrank-/heit

Beitrag von Romario » 14.07.2011, 13:41

Grüss sie die Geplagten!
Mir gehts genauso wie dir oldman.
ich hatte jahrelang NULL Probleme, ob am Segelboot, Fischkutter, Autofähre, oder beim Waterski oder Jetski - nie auch nur den Ansatz einer Übelkeit gespürt.
Vor ca 3 jahren - nach einer langwierigen chronischen Mittelohrentzündung gings mit der Kotzerei los.
Zuerst beim Whale-watching, dann natürlich beim Fischen im Meer - und dann sogar beim gemütlichen Ruderbootfahren auf der alten Donau.
Mittlerweile kann ich netmal mehr Tretbootfahren und mir ist auch schon beim Schwimmen schlecht geworden.
Der Arzt sagt, durch die Mittelohr-geschichte ist mein Gleichgewichtssinn gestört und sobald ich auf dem Wasser bin reagiert der Körper.
und der Tipp mit Wasser trinken ist leider auch voll daneben. Ich trinke einen Schluck und SOFORT ist er wieder da :)
Hab mittlerweile fast alles probiert was Arzt und Apotheke so hergeben - null verbesserung
Ich hab auch ne Frage an dich: Wie ist es, wenn du vom Boot runter bist? Mir geht es nach ca. 10min wieder blendend und ich krieg riesen hunger :)
greets
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Re: Seekrank-/heit

Beitrag von korsikaphil » 14.07.2011, 14:33

Einen Hörschaden hab ich auch, seekrank werde ich i.d.R. nicht. Neben frischer Luft, einem ge- aber nicht überfüllten Magen, und ausreichender Wasserzufuhr, gibt es noch ein bewährtes "Verhüterl": Ausgeschlafen an Bord gehen.
A float tip is pleasant in its appearance, and even more pleasant in its disappearance!

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Re: Seekrank-/heit

Beitrag von Oldman » 15.07.2011, 20:49

Hallo!
Da ich nicht zu Hause war konnte ich zwar kurz hier reinsehen aber nicht antworten.

Dieser Bericht -Symtome der Seekrankeit habe ich von einer befreundeten Ärztin, welche
genau mit meinen selbst Erfahrungen übereinstimmen.
Richtig ist auch was gesagt wurde- auch nicht erfahrene Seeleute können von der Seekrankeit
"befallen" werden.
Ja es gibt eigentlich noch jede Menge mehr über die Seekrankheit zu schreiben. Das was ich geschrieben habe
war eigentlich für das Wichtigste.
Da ist z.b.wenig bekannt ,dieses haben Tests ergeben das "anders farbige" Menschen weniger unter Seekrankheit leiden als "weiße!.
Wie ist es, wenn du vom Boot runter bist?
Mir ging es schon besser wenn das Boot fuhr -also nicht rollte.An Land war bis auf den sSemannsgang alles schnell
vorbei.

Gruß Oldman
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