Die Barbenangler vom Donaukanal

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Trickyfisher
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Die Barbenangler vom Donaukanal

Beitrag von Trickyfisher » 30.01.2020, 16:11

Es war so Mitte der 1980, ich war gerade 14 Jahre alt geworden und war stolzer Besitzer meiner ersten Lizenz am Wiener Donaukanal und jede freie Minute verbrachte ich dort.
Zu dieser Zeit war der Donaukanal zwar ziemlich mit Abwässern belastet und, besonders im Sommer, stank es erbärmlich, aber dafür war das Wasser bummvoll mit Fischen, jede art von Flußfischen war dort anzutreffen und natürlich auch ihre "Fressfeinde", die Wiener Angler.
Gegenüber von der Urania, gleich neben der Schwedenbrücke, war eine gute Stelle für Barben und daher waren dort auch immer Angler anzutreffen.
Meist ältere Herren saßen dort zusammen an einen Tisch, ein paar Meter entfernt hatten sie ihr Angelgerät plaziert, Besenstiel artige Vollglasruten, manche sogar noch aus Bambusrohr, mit vorsintflutlichen Riesenrollen und teilweise auch noch alten Achsenrollen, die Ruten wurden mit einen schweren Blei und Käsewürfel als Köder in die Strömung befördert, dann wurde die Rute in ein Kanalgitter gesteckt und obendrauf kam eine Aalglocke.
Dann stzte sich die illustre Runde zusammen, ein "Zwüling" (2L Flasche Wein) wurde ausgepackt und die Spielkarten auf den Tisch gelegt und dann begann der gemütliche Teil.
Interessant wurde es, wenn dann tatsächlich mal ein Biss kam. Eine Rute begann wild zu rütteln und die Glocke bimmelte laut. ""Franzi, Telefon" erschallte es, der so Angesprochene erstarrte zur Salzsäule, den Becher in der einen Hand, die Karten in der anderen, bewegungslos, bis die Rute wieder aufhörte zu rütteln. Die Salzsäule erwachte wieder zunm Leben, und mit einen Schulterzucken und "is eh wurscht" wurde das Kartenspiel wieder aufgenommen.
Und gelang es der Barbe mal nicht, sich selber zu befreien, wurde sie mit einen kunstvollen Schwung auf den Weg geklatscht und verschwand in einen Netzbeutel, um dort, zusammen mit den nächsten "Zwüling", ihrem Ende entgegenzusehen (der "Zwüling" auch).
Es gab aber auch die anderen, hochkonzentriert saßen sie neben ihren Ruten, um beim leisesten Ton der Glocke wie Bruce Lee zur Rute zu springen und dann dort in der "Schranzhocke" (benannt nach einen herrausragenden Skieabfahrtsläufer) bewegungslos neben der Rute zu verharren.
wir Buben machten uns manchmal den spaß, mit einer Aalglocke in der Tasche vorbeizugehen und heftig zu bimmeln, nacher mußte man aber schnell sein, waren eben rauhe Gesellen, die Donaukanal Angler.
TL
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Re: Die Barbenangler vom Donaukanal

Beitrag von Sixpack » 30.01.2020, 16:55

Das deckt sich exakt mit meinen Beobachtungen.. :lol:
Wild war in den 70er-Jahren auch das Zinkerbachl neben der Floridsdorfer Brücke, falls es noch jemand kennt.
Nach dem großen Baggern, an der Rinne Floridsdorf ging`s etwas gesitteter zu -sehr viele Matchfischer, zu denen wir uns auch zählten.
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Re: Die Barbenangler vom Donaukanal

Beitrag von GvonderRinne » 30.01.2020, 18:40

Sixpack hat geschrieben:
30.01.2020, 16:55
Das deckt sich exakt mit meinen Beobachtungen.. :lol:
Wild war in den 70er-Jahren auch das Zinkerbachl neben der Floridsdorfer Brücke, falls es noch jemand kennt.
Nach dem großen Baggern, an der Rinne Floridsdorf ging`s etwas gesitteter zu -sehr viele Matchfischer, zu denen wir uns auch zählten.
Hahaha
Das Zinkerbachl
In diesem - für mich winzigen Teich - habe ich nie gefischt. Damals - für mich - zu viele Proleten.
Manche haben noch mit 2 Vorfächern und Polentateig als Köder auf die vielen kleinen Besatzkarpfen gefischt.
Viel lieber war mir Donau und das Stürzelwasser, wegen der vielen Schleien schmatz....
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Re: Die Barbenangler vom Donaukanal

Beitrag von Sixpack » 30.01.2020, 21:00

Wir trauten uns dort, damals noch Kinder, auch nie (schwarz-)fischen, da das Publikum recht derb war. :lol:
(abgesehen davon fischten dort immer sehr viele)
Dafür sind wir auf der Gatschlacke Zinkerbachl Floß gefahren und dann auch entsprechend einpaniert heim gekommen.
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Re: Die Barbenangler vom Donaukanal

Beitrag von Lupus » 31.01.2020, 07:10

Hallo, sehr treffende Geschichten, die sich alle mit meinen Erinnerungen decken.
Ich selber habe ja komischerweise nie auf Grund auf Barben geangelt im Donaukanal, sondern nur mit der langen gelben Telerute "Schwaben" gegangen. Im Winter übrigens mit Brotflocke aus einem Weißbrotwecken, das ging im Winter interessanterweise besser als mit Maden oder Wurm.

Ja, es waren rauhe Gesellen. Am schlimmsten waren die Reaktionen, wenn man als noch nicht dazugehöriger irrtümlich über das Peryl des anderen warf.

Ich ging oft auf der linken Seite bei der Schwedenbrücke "schwabn".

Natürlich kenn ich das Zinkabachl auch noch bestens.
Auch die schrecklich umständliche Art des Fischens mit 2 Vorfächern mit Polentateig kannte ich noch. Ich habe im Nachhinein nie dieses schrecklich dumme Fischen mit 2 Vorfächern verstanden. Drillt man einen Fisch und hängt sich das zweite Vorfach wo ein, ist der Fisch weg. Dann verwickeln sich die 2 Vorfächer dauernd, und wenn ein Fisch abzieht und sich das 2. Vorfach streckt, zieht er den 2. Köder hinter sich nach beim Biss ?

Diese ersten beiden Jahre des Fischens hätten mir viel mehr Fische bringen können, wenn ich gleich nur mit einem Vorfach gefischt hätte.

Ich habe übrigens auch das Zinkabachl wegen der Typen dort vermieden und an der Stürzllacke waren zwar auch rauhe Gesellen, aber es war besser zum aushalten.

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