Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

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Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von Kaindlau » 26.01.2020, 18:27

Die wunderbare Leichtigkeit des Seins
Eine Komödie in 3 Akten

Teil 1 - Der erste Rausch

Heim von der Schule, die Schultasche in eine Ecke geschmissen, ein gutes Mittagessen von der Mutter (ja damals waren die Mütter noch zu Hause), Hausaufgabe schon gemacht, ja ich gehe wieder fischen mit dem Karli, ab in den Keller die Fiberglasrute mit einer Wischiwaschi Rolle (selbst zusammengeschnorrt) geschnappt, schnell den Karli wartet schon draußen mit dem Fahrrad.
Im Kübel ein Fetzen, Marmeladeglas mit Löcher im Deckel (hinein kamen je nach Beuteschema Würmer oder Heuschrecken).
Und dann ging es auch schon ab, in die Kronau bei uns zum sogenannten Wintergraben. Das waren von der Donau abgetrennte Altarme, die mindestens einmal im Jahr überflutet wurden, und der einen überdurchschnittlich großen Bestand an Schleien aufwies,
(darum hieß er bei uns Schleiengraben.)
Kurz vor dem Ziel bei einem Bauernhof im Misthaufen nach Mistwürmern gesucht, und den Hofhund der angekettet war zur Weißglut gereizt.

Dann am Wasser, zuerst die sogenannten „Glazn“ (kahle ausgetretene Stellen) in der Böschung abgesucht, denn da gab es immer wieder Haken, Blei und sonstige Kleinteile zum finden, die die sogenannten „Linzer“ Fischer die am WE hier gefischt hatten, vergessen oder verloren habe.

Einmal haben wir sogar 2 volle Bierflaschen im Wasser liegend gefunden, die die „Linzer“ zwecks Kühlung in das Wasser gelegt haben, und wahrscheinlich vergessen hatten.
Wir haben das Bier natürlich geöffnet und getrunken, mit dem Resultat das an diesem Nachmittag ans Fischen nicht mehr zu Denken war, den der Karli hat sich fast die Innereien rausgespieben, und ich hatte Dünnpfiff das ich dachte das war es jetzt.
Die Heimfahrt war besonders schmerzhaft, kann ich mich erinnern, als ich besonders schneidig in eine Kurve gefahren bin, und sich die Spitze meiner Rute in die Böschung gebohrt hat, worauf der Handteil in mein Gesicht schnellte, und ich eine geschwollene Lippe die Ähnlichkeit mit einem Fahrradschlauch hatte.

Nie werde ich das Spiel einer gefundenen Stachelschweinborste vergessen, wenn sich eine Schleie daranmachte den Köder zu nehmen, ein Auf und Ab, ein Hin und Her, und dann Anhieb und ab in den Kescher damit.
Es dauerte meistens keine Stunde bis wir 4 Schleien zusammen hatten, und dann ging es auch schon wieder nach Hause, wo meine Mutter lakonisch meinte, schon wieder Schleie. Da ich als einziger in der Familie Fisch mochte, hat ich bald nur noch eine mitgenommen.

In den 70ern wurde dann das KW Asten/Abwinden gebaut und die Gräben und Altarme wurden zugeschüttet, die Bauern gibt es auch nicht mehr, die wurden abgesiedelt.
Auch kann ich mich nicht mehr an eine Schlei erinnern die ich in der Donau gefangen hätte, seit damals.

Teil 2 demnächst in diesem Theater

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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von grusteve » 26.01.2020, 18:54

Kaindlau hat geschrieben:
26.01.2020, 18:27
n den 70ern wurde dann das KW Asten/Abwinden gebaut und die Gräben und Altarme wurden zugeschüttet, die Bauern gibt es auch nicht mehr, die wurden abgesiedelt.
Auch kann ich mich nicht mehr an eine Schlei erinnern die ich in der Donau gefangen hätte, seit damals.
Ja Hans, da ist das Antworten natürlich ein "Heimspiel" für mich ! Der legendäre Wintergraben, wo ich mit meinem alten Mentor das "Donaufischen" überhaupt begonnen hab, den Karli kann ich-so glaub ich wenigstens-auch zuordnen, Hechterl gab es auch genug im Wintergraben und das "Langei" mit dem "Blauen Tümpfl" (manche sagten grüner Tümpfl ) waren sowieso richtige Kleinode.
Ja, es war einmal !
LG

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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von Lupus » 27.01.2020, 07:05

Sehr schöne Erinnerung, und schade, dass des diese idyllischen kleinen Altwässerchen nicht mehr gibt dort. Die Schleie ist eben der ideale Bewohner solcher Altwässerchen.
Zum Glück haben wir in Ostösterreich noch viele Gewässer, in denen die Schleie vorkommt und auch gefangen wird. Selbst in der Neuen Donau soll es gar nicht so wenig Schleien geben.

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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von Romario » 27.01.2020, 09:10

Kaindlau hat geschrieben:
26.01.2020, 18:27
Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Dann am Wasser, zuerst die sogenannten „Glazn“ (kahle ausgetretene Stellen) in der Böschung abgesucht, denn da gab es immer wieder Haken, Blei und sonstige Kleinteile zum finden, die die sogenannten „Linzer“ Fischer die am WE hier gefischt hatten, vergessen oder verloren habe.
Ja danke @Kaindlau - das hatte ich vergessen - das Absuchen der Angelplätze vom Vortag oder noch besser vom Wochenende - wir haben auch Zangerln, oder mal einen vergessenen Kescher gefunden. Aber meistens Haken, Blei ...
danke jedenfalls.
freu mich schon auf den nächsten Akt!!
greets

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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von Lupus » 27.01.2020, 12:38

Was ich unbedingt als Literaturfreund noch anbringen wollte.

Der Titel ist schon etwas !

Ein sehr bekannter Roman eines tschechischen Autors (Milan Kundera) heißt "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Recht empfehlenswert.
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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von grusteve » 27.01.2020, 17:14

Lupus hat geschrieben:
27.01.2020, 12:38
Ein sehr bekannter Roman eines tschechischen Autors (Milan Kundera) heißt "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Recht empfehlenswert.
Muss eingestehen, dass ich bis heute zwar den Titel kannte und mir da auch irgendetwas darunter vorstellte, doch durch deine Anregung weiß ich jetzt wenigstens in Grundzügen den Inhalt des Romans. Es geht ja alles sehr traurig aus und ob es damals zur Zeit des Prager Frühlings und die darauf folgende "Normalisierung"-hier ein zynisches Wort- nach dem Einmarsch der "Bruderländer" nicht viele ähnliche Schicksale im wahren Leben so gegeben hat ?
LG
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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von Kaindlau » 27.01.2020, 19:21

Lupus hat geschrieben:
27.01.2020, 12:38
Was ich unbedingt als Literaturfreund noch anbringen wollte.

Der Titel ist schon etwas !

Ein sehr bekannter Roman eines tschechischen Autors (Milan Kundera) heißt "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Recht empfehlenswert.
Servus

@Lupus ich hoffe Milan Kundera verzeiht mir mein Wortspiel :D

als kleine Wiedergutmachung hier eine Rezession über sein Werk
http://www.kundera.de/Bibliographie/Die ... gkeit.html
vielleicht entschließt sich ja jemand, und will das Buch lesen. :)

Obwohl ich natürlich weiß das es bei Ansitzanglern und Karpfenspezies gar nicht so unüblich ist, das ein Buch die Zeit bis zum Biss verkürzen kann.
Und ich meine einmal bei einem Bericht von unseren Hr.Polsinger @Polsi, ein Buch von Hermann Hesse gesehen zu haben. :roll:

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Re: Die wunderbare Leichtigkeit des Seins

Beitrag von Lupus » 22.08.2023, 08:00

Kaindlau hat geschrieben:
27.01.2020, 19:21
Lupus hat geschrieben:
27.01.2020, 12:38
Was ich unbedingt als Literaturfreund noch anbringen wollte.

Der Titel ist schon etwas !

Ein sehr bekannter Roman eines tschechischen Autors (Milan Kundera) heißt "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Recht empfehlenswert.
Servus

@Lupus ich hoffe Milan Kundera verzeiht mir mein Wortspiel :D

als kleine Wiedergutmachung hier eine Rezession über sein Werk
http://www.kundera.de/Bibliographie/Die ... gkeit.html
vielleicht entschließt sich ja jemand, und will das Buch lesen. :)

Obwohl ich natürlich weiß das es bei Ansitzanglern und Karpfenspezies gar nicht so unüblich ist, das ein Buch die Zeit bis zum Biss verkürzen kann.
Und ich meine einmal bei einem Bericht von unseren Hr.Polsinger @Polsi, ein Buch von Hermann Hesse gesehen zu haben. :roll:

Petri aus Enns
Ich kann mich auch noch aus den tiefsten Anfangszeiten des Forums an @Polsi erinnern. Er ist mehr Spezialist geworden, ich bin auf der Stelle treten geblieben :lol: .
Ich lese dauernd ein Buch, wenn ich etwa im Liegestuhl liege oder vor´m Einschlafen oder bei Schlechtwetter. Hermann Hesse ist auch ein Favorit von mir.
Aber NIE noch habe ich beim Fischen gelesen. Ich bin beim Fischen eigentlich kein "Mensch" , sondern ein katzenartiges Raubtier, welches verborgen lauert, die Ohren spitzt und die Augen hellwach habe und keine Sekunde entgehen lasse, um blitzschnell im Idealfall zuzustoßen.
Das geht nicht mit Lesen :lol:
Ok, natürlich wenn ich sagen wir einen kurzen Ansitz am Abend mache und vielleicht sogar schon einen Fisch gefangen habe, und noch bissl weiterfischen will, kann es sein, dass ich neben dem streng-wachsamen Blick auf den Küü oder das Bummerl auch innerlich die eine oder andere gute Passage eines Romans Revue passieren lasse.

A propos, zum Buch von Milan Kundera ! Ich kann ja kein tschechisch und hatte es kurz nachdem es rausgekommen war in Rumänien gekauft (rumänische Ausgabe da ich ja tschechisch ned kann) , dort heißt der Titel "Insuportabila ușurătate a ființei"....eh kloa, ned ? :lol: :lol: :lol: :lol:
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