TdM 08/19: Flusskarpfen...........und dann ?
Verfasst: 21.08.2019, 07:40
Hallo Angelkollegen !
Die Videos von @Polsi über seine südlichen Wildbachkarpfen haben in mir Erinnerungen erweckt, und da ich dies angedeutet hatte und Polsi mich ersucht hatte, sie niederzuschreiben, komme ich dieser Bitte nunmehr nach.
Ich bitte aber um Eure Geduld, denn es ist eine längere Geschichte, die ich in 3 Teilen verfassen muss.
Nun also:
ERSTER TEIL:
In meiner Jugend war ich zwar schon so wie heute ein Universalangler, der von Friedfisch über Raubfisch bis zum Fliegenfischen auf Salmoniden anglerisch überall "zu Hause" war, aber als typischer Wiener Fischer galt mein Hauptaugenmerk dem Karpfen.
Karpfenfischen wurde in unseren stark befischten Wiener Gewässern unter starkem Konkurrenzdruck ausgeübt und für mich als Teenager war noch jeder verbuchte Karpfenfang eine Besonderheit.
Da las ich aber dann im damals berühmten Angelbuch "Der Karpfen" (James Gibbison, Großbritannien) in einem Kapitel über den Fang von Karpfen in Flüssen.
Dort wird ein kleiner Fluss in England beschrieben, in dem es einen guten Bestand an Flusskarpfen gibt, die zwar nicht groß werden, aber dafür recht leicht zum Anbiss zu bewegen sind, da sie im Fließwasser weniger Zeit haben, den Köder sorgfältig zu prüfen, wie dies oft ihre behäbigeren "Kollegen" der stehenden Gewässer tun.
Die Idee, mich einmal an einem kleinen Fluss karpfenmäßig austoben zu können, war daher sehr verlockend für mich, auch wenn ich dabei keine Rekordfische vermuten durfte.
Das Problem war allerdings, dass es für die kleinen Flüsse in meiner näheren Umgebung keine Urlaubslizenzen gab, und nach meiner bestandenen Matura im Frühsommer 1978 wollte ich aber zwei Wochen der ersehnten Sommerferien mit dem Ansitz auf Flusskarpfen verbringen.
Fündig wurde ich schließlich beim Durchlesen einer kleinen Broschüre "Fischen in Österreich", wo meine Aufmerksamkeit auf ein kleines Flüsschen in einer stillen abgelegenen Gegend fiel, wo als Fischbestand auch Karpfen angeführt waren. Eine Telefonnummer war ebenfalls vorhanden, und so rief ich dort an und der freundliche Herr am anderen Ende teilte mir gleich mit, dass ich eine 2-Wochen Karte haben könne.
Es blieb nur noch das Problem der Nächtigung zu lösen, aber auch dafür hatte der Herr am Telefon eine passende Antwort:
Eine auf der Revierstrecke befindliche alte Sägemühle würde ein "Fremdenzimmer mit Fließwasser" vermieten, man könne sich gleich darum kümmern, dort meine Ankunft anzukündigen und das Zimmer zu reservieren.
Wenn das nun keine herrlichen Aussichten waren ?
So fuhr ich im Juli 1978 frohen Mutes mit meinem klapprigen Citroen 2 CV los, ausgestattet mit reichlich Angelgerät und Futtermaterial, und ich kam nach mehrstündiger Fahrt in dem Dorf an, wo ich mir die Lizenz abholen konnte, und dann fuhr ich die stille Forststraße entlang bis zur total abgeschiedenen Mühle dicht am Flusse.
Dort wurde ich von einer älteren rundlichen kleinen Frau, dem sogenannten "Faktotum", also derjenigen, die sich um alles kümmert, freundlichst in Empfang genommen als "der junge Herr aus der Stadt, der die Fisch´ fangen will".
Das Zimmer war schlicht, aber komfortabel, und es wurde vereinbart, dass ich mein Frühstück jeden Tag etwa um 09.00 Uhr einnehme, denn ich wollte von 4 Uhr früh die Morgenbeißzeit auf die Karpfen ausnützen.
So fand ich auch bald bei der ersten "Beschnupperung" des Revieres eine wunderbare idyllische Stelle, in der ich in einer tieferen Rinne die ideale Karpfenstelle vermutetete. Der erste Tag brachte zwar nur Weißfische und immerhin eine Schleie, aber schon am nächsten Tag fand sich ein Trupp Karpfen am Futterplatz ein. Es waren eben so richtig kleine wilde Gesellen, so etwa 1,5 bis 2 Kilo schwer, aber am feinen Gerät (ich fischte mit einer Hardy Avon Rute und 25er Peryl) schon sehr kämpferisch. Meistens waren es Schuppenkarpfen, und manchmal auch Spiegelkarpfen mit auffallend vielen großen Schuppen und nur wenigen "nackten" Stellen.
Um 09.00 nahm ich jeden Tag im Innenhof der Sägemühle mein Frühstück ein, da duftete schon der Kaffee, es gab ein gekochtes Ei, Brot, Butter, hausgemachte Marmelade...… ausgezeichnet. Nicht einmal in einem 5-Sterne-Hotel hätte ich es besser treffen können.
Die Abende verbrachte ich im Dorfwirtshaus, wo ich mich an guter Hausmannskost und reichlichem Konsum von Bier und auch Hochprozentigem gütlich tat. Einmal entnahm ich auch einen Karpfen und ließ ihn mir dort im Wirtshaus zubereiten, es war der beste, den ich je gegessen hatte.
Danach begab ich mich, leicht vom Alkohol umnebelt, aber mit jugendlich gutem Blick in der Dunkelheit, zu später Stunde zu meinem Quartier zurück und schlief wenige Stunden, um dann um 04.00 Uhr früh wieder am Wasser zu sein.
Es ist schon erstaunlich, wass ein strammer Körper eines 18-jährigen so alles aushält: Fressorgie und reichlicher Alkoholkonsum am Vorabend, dann paar Stunden schlaf, interessanterweise keine Kopfschmerzen am Morgen, und der Marsch durch die Dunkelheit mit Angelrucksack und Rutenfutteralen und der unvermeidlichen "Austria 3" zwischen den Lippen, um den Fußmarsch bis zur angefütterten Stelle zu erleichtern.
So vergingen die ersten 3 Tage als voller Erfolg. Die Karpfen waren beißfreudig, die Unterkunft und die Verpflegung waren erstklassig, und ansonsten begegnete ich keiner Menschenseele, außer ganz selten mal einem Revierförster oder meinem Lizenzaussteller, der sich auch überzeugen konnte, dass ich korrekt und waidgerecht fischte.
Herrlich war es, so ganz im Einklang mit der völlig unberührten Natur den "kleinen Schätzen" des Flüsschens, seinen freundlichen kleinen "Flusskarpfen" zu Leibe zu rücken, sodass ich wunschlos glücklich war.
Wie aber wird es weitergehen ? Das werdet Ihr im zweiten Teil der Geschichte erfahren.
Die Videos von @Polsi über seine südlichen Wildbachkarpfen haben in mir Erinnerungen erweckt, und da ich dies angedeutet hatte und Polsi mich ersucht hatte, sie niederzuschreiben, komme ich dieser Bitte nunmehr nach.
Ich bitte aber um Eure Geduld, denn es ist eine längere Geschichte, die ich in 3 Teilen verfassen muss.
Nun also:
ERSTER TEIL:
In meiner Jugend war ich zwar schon so wie heute ein Universalangler, der von Friedfisch über Raubfisch bis zum Fliegenfischen auf Salmoniden anglerisch überall "zu Hause" war, aber als typischer Wiener Fischer galt mein Hauptaugenmerk dem Karpfen.
Karpfenfischen wurde in unseren stark befischten Wiener Gewässern unter starkem Konkurrenzdruck ausgeübt und für mich als Teenager war noch jeder verbuchte Karpfenfang eine Besonderheit.
Da las ich aber dann im damals berühmten Angelbuch "Der Karpfen" (James Gibbison, Großbritannien) in einem Kapitel über den Fang von Karpfen in Flüssen.
Dort wird ein kleiner Fluss in England beschrieben, in dem es einen guten Bestand an Flusskarpfen gibt, die zwar nicht groß werden, aber dafür recht leicht zum Anbiss zu bewegen sind, da sie im Fließwasser weniger Zeit haben, den Köder sorgfältig zu prüfen, wie dies oft ihre behäbigeren "Kollegen" der stehenden Gewässer tun.
Die Idee, mich einmal an einem kleinen Fluss karpfenmäßig austoben zu können, war daher sehr verlockend für mich, auch wenn ich dabei keine Rekordfische vermuten durfte.
Das Problem war allerdings, dass es für die kleinen Flüsse in meiner näheren Umgebung keine Urlaubslizenzen gab, und nach meiner bestandenen Matura im Frühsommer 1978 wollte ich aber zwei Wochen der ersehnten Sommerferien mit dem Ansitz auf Flusskarpfen verbringen.
Fündig wurde ich schließlich beim Durchlesen einer kleinen Broschüre "Fischen in Österreich", wo meine Aufmerksamkeit auf ein kleines Flüsschen in einer stillen abgelegenen Gegend fiel, wo als Fischbestand auch Karpfen angeführt waren. Eine Telefonnummer war ebenfalls vorhanden, und so rief ich dort an und der freundliche Herr am anderen Ende teilte mir gleich mit, dass ich eine 2-Wochen Karte haben könne.
Es blieb nur noch das Problem der Nächtigung zu lösen, aber auch dafür hatte der Herr am Telefon eine passende Antwort:
Eine auf der Revierstrecke befindliche alte Sägemühle würde ein "Fremdenzimmer mit Fließwasser" vermieten, man könne sich gleich darum kümmern, dort meine Ankunft anzukündigen und das Zimmer zu reservieren.
Wenn das nun keine herrlichen Aussichten waren ?
So fuhr ich im Juli 1978 frohen Mutes mit meinem klapprigen Citroen 2 CV los, ausgestattet mit reichlich Angelgerät und Futtermaterial, und ich kam nach mehrstündiger Fahrt in dem Dorf an, wo ich mir die Lizenz abholen konnte, und dann fuhr ich die stille Forststraße entlang bis zur total abgeschiedenen Mühle dicht am Flusse.
Dort wurde ich von einer älteren rundlichen kleinen Frau, dem sogenannten "Faktotum", also derjenigen, die sich um alles kümmert, freundlichst in Empfang genommen als "der junge Herr aus der Stadt, der die Fisch´ fangen will".
Das Zimmer war schlicht, aber komfortabel, und es wurde vereinbart, dass ich mein Frühstück jeden Tag etwa um 09.00 Uhr einnehme, denn ich wollte von 4 Uhr früh die Morgenbeißzeit auf die Karpfen ausnützen.
So fand ich auch bald bei der ersten "Beschnupperung" des Revieres eine wunderbare idyllische Stelle, in der ich in einer tieferen Rinne die ideale Karpfenstelle vermutetete. Der erste Tag brachte zwar nur Weißfische und immerhin eine Schleie, aber schon am nächsten Tag fand sich ein Trupp Karpfen am Futterplatz ein. Es waren eben so richtig kleine wilde Gesellen, so etwa 1,5 bis 2 Kilo schwer, aber am feinen Gerät (ich fischte mit einer Hardy Avon Rute und 25er Peryl) schon sehr kämpferisch. Meistens waren es Schuppenkarpfen, und manchmal auch Spiegelkarpfen mit auffallend vielen großen Schuppen und nur wenigen "nackten" Stellen.
Um 09.00 nahm ich jeden Tag im Innenhof der Sägemühle mein Frühstück ein, da duftete schon der Kaffee, es gab ein gekochtes Ei, Brot, Butter, hausgemachte Marmelade...… ausgezeichnet. Nicht einmal in einem 5-Sterne-Hotel hätte ich es besser treffen können.
Die Abende verbrachte ich im Dorfwirtshaus, wo ich mich an guter Hausmannskost und reichlichem Konsum von Bier und auch Hochprozentigem gütlich tat. Einmal entnahm ich auch einen Karpfen und ließ ihn mir dort im Wirtshaus zubereiten, es war der beste, den ich je gegessen hatte.
Danach begab ich mich, leicht vom Alkohol umnebelt, aber mit jugendlich gutem Blick in der Dunkelheit, zu später Stunde zu meinem Quartier zurück und schlief wenige Stunden, um dann um 04.00 Uhr früh wieder am Wasser zu sein.
Es ist schon erstaunlich, wass ein strammer Körper eines 18-jährigen so alles aushält: Fressorgie und reichlicher Alkoholkonsum am Vorabend, dann paar Stunden schlaf, interessanterweise keine Kopfschmerzen am Morgen, und der Marsch durch die Dunkelheit mit Angelrucksack und Rutenfutteralen und der unvermeidlichen "Austria 3" zwischen den Lippen, um den Fußmarsch bis zur angefütterten Stelle zu erleichtern.
So vergingen die ersten 3 Tage als voller Erfolg. Die Karpfen waren beißfreudig, die Unterkunft und die Verpflegung waren erstklassig, und ansonsten begegnete ich keiner Menschenseele, außer ganz selten mal einem Revierförster oder meinem Lizenzaussteller, der sich auch überzeugen konnte, dass ich korrekt und waidgerecht fischte.
Herrlich war es, so ganz im Einklang mit der völlig unberührten Natur den "kleinen Schätzen" des Flüsschens, seinen freundlichen kleinen "Flusskarpfen" zu Leibe zu rücken, sodass ich wunschlos glücklich war.
Wie aber wird es weitergehen ? Das werdet Ihr im zweiten Teil der Geschichte erfahren.