Schwere Zeiten

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Polsi
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Schwere Zeiten

Beitrag von Polsi » 02.05.2016, 22:13

Mit einem schönen ersten Erfolg hatte mich der kleine Fluss bereits Mitte März belohnt. Ich brannte natürlich darauf, es wieder zu versuchen, doch wie sich herausstellte, schien der Schuppi von Mitte März ein Einzelkämpfer gewesen zu sein. Die folgenden beiden Nächte vergingen ohne Biss und läuteten bei mir eine lange Blankphase ein.

Als nächstes stand bei mir ein neuntägiger Auslandsaufenthalt in Frankreich an, über den ich hier nicht im Detail berichten werde. Nur soviel dazu: Das Wetter war bescheiden und die Fische spielten überhaupt nicht mit.

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Zurück in Kärnten schien der Frühling mit aller Macht Einzug gehalten zu haben. Eigentlich hatte ich eine mindestens einwöchige Angelpause geplant, doch bei über 20 Grad und wunderschönem Frühlingswetter konnte ich das unmöglich durchziehen. Schon am nächsten Abend stand ich wieder am kleinen Fluss und schwang die Futterkelle. Auch das Gewässer hatte sich verändert. Die Trostlosigkeit des Märzes war verschwunden. Nun sah ich überall Fische springen. Die Rapfen raubten in die Laubenschwärme, dass es nur so knallte, der Uferbewuchs war grün und es duftete nach Frühling.

Die folgende Zeit angelte ich intensiv, doch in drei Nächten fing ich "nur" noch drei starke Aitel auf meinem Futterplatz. Es waren allesamt schöne Fische der 2-kg-plus-Kategorie, doch mein starkes Flusskarpfengerät war selbst für die großen Aitel hoffnungslos überdimensioniert. Wenn ich nur eine Methode finden könnte, wie ich diese kapitalen Burschen, die sich regelmäßig an meine Karpfenmontagen verirren, gezielt beangeln könnte, ohne alle 3 Minuten eine Brachse zu drillen...

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Leider wurde es mit dem sich stetig verbessernden Wetter auch am kleinen Fluss hektischer. Es tauchten mehr Angler auf, von denen allerdings die große Mehrzahl ältere Herren waren, die hier ihre Würmer badeten. Ich wusste, dass ich nicht mehr lange bleiben würde. Schon bald würde es mich wieder hinaus an die große Drau ziehen. Doch ohne einen letzten Erfolg wollte ich nicht aufgeben.

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Auch die nächsten zwei Nächte brachten nichts. Umso überraschter war ich, als ich mit einem anderen Angler ins Gespräch kam, der auf einen sehr guten Karpfentag zurückblicken konnte - die Betonung liegt auf Tag! Langsam schienen sich die Puzzlestücke zusammen zu fügen. Und zwar nicht zu meinem Gunsten. War ich als ausgesprochener Nachtangler immer zu spät am Wasser aufgetaucht, als das ganze Fressen bereits vorbei war? Schlugen sich die Karpfen tagsüber in meiner Abwesenheit die Bäuche an meinem Futterplatz voll? So recht wollte ich es nicht wahrhaben. Zudem merkte der andere Angler noch an, dass die Karpfen trotz des regen Schiffsverkehrs gut bissen. Trotz? Oder vielleicht gerade wegen?

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Egal, ich konnte es nicht ändern. Tagsüber habe ich kaum Zeit zu angeln. Zudem hatte ich die Hoffnung auf gute Karpfenfänge bereits aufgegeben. Das einzige, was ich fing, waren große Aiteln. Ich wollte aus der Not eine Tugend machen und es einmal für einen Nachmittag lang gezielt auf diese Gesellen versuchen. Dazu verwendete ich eine Sniper-Feederrute aus dem Hause Hart, gepaart mit einer alten US-Baitrunner 3500. Am Ende der Hauptschnur befand sich eine simple Schlaufenmontage mit einem 60-Gramm-Cagefeeder und ein kurzes 0,23er Mono-Vorfach mit einem zurechtgeschnittenen Leberboilie am Haar. Das ohnehin schon fischige Groundbait verfeinerte ich mit Leber- und Herignsflavour sowie einer guten Menge fischiger Pellets.


Das Wetter war herrlich, ich warf die Rute aus. Sobald der Korb den Grund erreicht hatte, fielen die Brachsen über Futter und Köder her, doch auf die pausenlosen Zuckungen der Rutenspitze reagierte ich überhaupt nicht. Bis sich die Rute plötzlich zum Halbkreis bog. Der Fisch stand einen kurzen Moment in der Strömung, bevor er zu einer rasanten Flucht stromabwärts ansetzte und schnell an die Oberfläche kam. Kein Zweifel, das war ein Karpfen. Vor mir befanden sich zwar keine Hindernisse, doch aus dem Augenwinkel sah ich ein riesiges Baggerschiff auf mich zukommen. Der Fisch befand sich fast an der anderen Flussseite. Langsam erfasste mich Panik. In der einen Hand hielt ich die Rute, mit der anderen begann ich aufgeregt zu winken, um den Kapitän des Schiffes zumindest zu einer Geschwindigkeitsdrosselung zu bewegen. Der Verantwortliche auf dem Schiff erkannte meine Notlage offenbar und legte eine Vollbremsung ein, ich drückte die Rute so weit es ging unter Wasser und hielt währenddessen die Spannung aufrecht. Nach bangen Sekunden war das Schiff über meine Schnur hinweg getrieben und der Drill ging in die Endphase. In meinem kleinen Matchkescher hatte der pralle Spiegler gerade so Platz.

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Aufgeregt bereitet ich alles für die Fotos vor. Immerhin war es erst mein zweiter Karpfen aus diesem Fluss. Nachdem ich mich beruhigt hatte und sämtlichen Angelfreunden von meinem Triumph berichtet hatte, war ich wieder aus. Immer noch auf der Jagd nach den Monsteraiteln. Ungelogen verbeugte sich die Spitze bereits nach wenigen Minuten und ich drillte den nächsten Feederkarpfen. Was war hier los? Diesmal war es ein etwas kleinerer Schuppi.

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Als es dunkel wurde, warf ich dann noch die "regulären" Karpfenruten aus und erwartete nun eigentlich, nur noch Aiteln zu fangen.

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Umso erstaunter war ich, als ich kurz nach Mitternacht tatsächlich einen weiteren Karpfenrun erhielt und meinen dritten Fisch dieser Session landen konnte.

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Eigentlich hatte ich nicht geplant, die nächste Nacht auch am Wasser zu verbringen, doch ich musste diese vermeintliche Beißphase ausnutzen. Leider kam ich erst ans Wasser, als der Schiffsverkehr bereits eingestellt war. Vielleicht ein Grund, weshalb tagsüber nichts mehr ging? Die ganze Nacht verging bis auf einen Aitel bisslos und es kühlte bis auf 2 Grad ab. Um 6.20 Uhr klingelte mein Handywecker, den ich gekonnt ignorierte. Die Strömung wurde stärker und meine Bissanzeiger gaben immer wieder einzelne Töne von sich. Ich hatte bereits verschlafen, als doch noch ein Karpfen die Rollenspule in Rotation versetzte. Im wunderbaren Morgenlicht drillte ich den kampfstarken Flussschuppi. Was kann es Schöneres geben?

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Ich hätte mir gewünscht, den Tag am Fluss bleiben zu können, denn offensichtlich fraßen die Karpfen bei Tageslicht mit mehr Motivation als in der Nacht. Doch die Arbeit rief mich. Die nächsten Tage würde ich keine Zeit zum Angeln haben und für das Wochenende war miserables Wetter vorausgesagt. Das Ende einer lehrreichen Phase an diesem kleinen Fluss?
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Re: Schwere Zeiten

Beitrag von Sixpack » 04.05.2016, 21:31

Hallo Polsi,

Trotz deiner schweren Zeiten -Petri zu den schönen Fischen!
Wegen der Aiteln: Ein absolut selektiver Köder ist Leber -entweder Rinds- oder Schweinsleber direkt am Haken, oder Hühnerleber - diese würde ich
allerdings im Netz am Haar anbieten, da sehr weich....
Vorteil - der Köder ist recht günstig, Nachteil -du solltest ihn ca. alle 30 Minuten wechseln, da er rasch ausschwemmt.
Einen Futterspot würde ich davor allerdings trotzdem in herkömmlicher Form präparieren....
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Re: Schwere Zeiten

Beitrag von Polsi » 06.05.2016, 18:57

Sixpack hat geschrieben:Hallo Polsi,

Trotz deiner schweren Zeiten -Petri zu den schönen Fischen!
Wegen der Aiteln: Ein absolut selektiver Köder ist Leber -entweder Rinds- oder Schweinsleber direkt am Haken, oder Hühnerleber - diese würde ich
allerdings im Netz am Haar anbieten, da sehr weich....
Vorteil - der Köder ist recht günstig, Nachteil -du solltest ihn ca. alle 30 Minuten wechseln, da er rasch ausschwemmt.
Einen Futterspot würde ich davor allerdings trotzdem in herkömmlicher Form präparieren....
Sixpack, danke, aber stimmt das wirklich? Ich habe massenweise Brachsen auf Hühnerherzen gefangen, da fällt es mir verständlicherweise ein wenig schwer zu glauben, dass die Schleimer gerade vor der Hühnerleber Halt machen.
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Re: Schwere Zeiten

Beitrag von Sixpack » 08.05.2016, 20:25

Auf Rinds-, oder Schweinsleber geht dir ziemlich sicher keine Brachse -einnetzen kannst dir sparen -1er-Haken+ und ein schön großes Stück drauf... -am besten 2 -3 x durchstochen.
(Habe auf besagten Köder in meinem ganzen Leben nur einmal einen anderen Fisch gefangen, und dies war eine kapitale Rußnase)
Ich fische Leber übrigens am liebsten freeline -ist halt ein recht aktives Fischen......
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