Entwicklungsgeschichte der Angelrute

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Oldman
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Entwicklungsgeschichte der Angelrute

Beitrag von Oldman » 25.08.2015, 19:36

Hallo!
Ich weiß nicht ob ich nachfolgendn Bericht schon einmal gepostet habe - aber egal wir haben so viele neue
User so das es auf keinen Fall schaden kann.

Entwicklungsgeschichte der Angelrute

Die Menschen Waren schon immer Sammler und Jäger.
Ihre Jagdwaffen bis zur Erfindung der Feuerwaffen waren – Fallen (Gruben) Keulen – Speere - Pfeil und Bogen, für den Fischfang neben vorgenannten Waffen, Reusen und die Angel.
Ich kann mir vorstellen das die Angelrute in geraumer Vorzeit aus dem Holz, aller nur erdenklichen Baumarten, gefertigt wurden.
Zum Beispiel:
-die Haselnuss wegen ihrer Härte und geraden Wuchses
- die Esche wegen ihrer Elastizität und Zähigkeit, die Weide wegen ihrer Biegsamkeit
-die Eibe wegen ihrer Härte und Zähigkeit.
Im Mittelalter wurde die Eibe bevorzugt für die Herstellung von Jagdwaffen -Speere und Bogen verwendet.
Ganze Wälder wurden deshalb in England gerodet.

Nach dieser Epoche- vermutlich mit der Reise Maro Polos –erfolgte dann
eine kleine Revolution im Rutenbau.Die Rute aus Bambus und Tonkingrohr (Bambusart).

Bambus (Tonking)
Der Bambus ist eine sehr schnell wachsende verholzende Grasart und kommt mit über 1400 Unterarten vor allem in China und Ostasien vor. Bambus ist leicht (da hohl) hart, zäh und elastisch..
Der Bambus ist wohl das vielseitigste Gewächs der Erde.
Lebensmittel- Medikamente - Alkohol – Baustoffe -Waffen und noch vieles mehr bis hin zur Angelrute wird aus Bambus gefertigt.
Die Angelrute aus Bambus war lange Zeit Non Plus Ultra im Rutenbau.
Hier ist besonders die gespleißte Rute aus Tonking -Rohr(Bambusart) zu erwähnen.
Spleißen ist eine sehr aufwendige Fertigungstechnik - hier werden einzelne
Spleiße (dünne Fasern) aus der harten Oberfläche des Bambus gewonnen, bearbeitet und zu einem Blank zusammen gefügt.
Hauptsächlich wurden Fliegenruten, wegen der erforderlichen hohen Biegsamkeit und Elastizität aus gespleißten Bambus hergestellt.
Gute handgefertigte gespleißte Fliegeruten sind auch heute noch zu erwerben und sind recht teuer.
Doch die Entwicklung geht weiter und die Ära der Bambusrute zu Ende.
Glasfaser hieß das Zauberwort .
Die Glasfaser
Im 18. Jahrhundert gelang es Glasbläsern aus Thüringen hauchdünne Glasfäden herzustellen -das so genannte Engelshaar.
Wurden diese „Engelshaare“ erst als Dekoration benutzt – so ist Glasfaser aus der heutigen Industrie nicht mehr wegzudenken.
Glasfaser hat, eine hohe Zugfestigkeit, Biegsamkeit, ist Licht leitend, Wärme isolierend und ist nicht elektrisch leitend und noch andere hervorragende Eigenschaften.
Ein großer Nachteil aber war und ist, daß Glasfaser nicht kerbfest ist –ein leichter Schnitt oder ein Druck über eine schärfere Kante genügt und die Faser bricht. Zur Erhöhung der Festigkeit von Materialien, wurden deshalb diesen nur kurzfaserige Glasfaser beigemengt.
Mit der Entwicklung anderer Verfahrenstechniken konnte man dann auch langfaserige Glasfaser zu stark belastbaren fast unzerstörbaren Gegenständen verarbeiten.

Aus dieser langfaserigen Glasfaser entstand für unser schönstes Hobby dann
die Vollglasrute
Viele tausende dünne lange Glasfasern wurden mit Kunstharz und unter Hitze zu einem Rundstab zusammengefügt und dann konisch zu einem Blank geschliffen.
So eine Vollglasrute war praktisch unzerstörbar, bis auf die schon beschriebene
Kerb- Bruchanfälligkeit.

Mit der Erfindung der Laminiertechnik war es denn nur noch ein kleiner
Schritt zu den Hohlruten aus Glas- und Kohlefaser (Carbon - englische Bezeichnung) oder einem MIX aus beiden Materialien.

Kohlefaser
- sind Fasern aus Kohlenstoff - mit einer noch höheren Steifigkeit und Festigkeit, als Glasfaser. Kohlefaser ist erheblich leichter, thermisch und elektrisch leitfähig.
Der Nachteil ist wie bei der Glasfaser, die Kerb- und Bruchanfälligkeit. Die hohe Zähigkeit und Biegsamkeit, wird bei der Kohlefaser durch die Laminiertechnik erreicht.

Die Laminiertechnik
Aus den Fasern (Glas- oder Kohlenstoffasern) werden Gewebematten hergestellt. Mehrere dieser Matten werden im Kreuzverbund übereinander gelegt und unter Zugabe von Bindemittel dann unter Druck und Hitze mit miteinander verbunden (laminiert). Dieses Laminat wird dann über eine Form zu einem Hohlblank gerollt.

Aramid
auch bekannt unter den Namen Kevlar, Nomex oder Dynema.
Aramide sind hoch reißfeste Hitze und Feuer beständige Kunstofffasern.
Aramide werden im Rutenbau zur Verbesserung der Zähigkeit und Bruchfestigkeit oft als Spiral- oder Kreuzwicklung mit eingearbeitet.

Ruten aus reinen Aramid sind mir nicht bekannt.

Anmerkungen
1.Die Bezeichnungen wie z. B. IM 7 stehen für die Güte, Qualität,
chemische Zusammensetzung, Verarbeitungstechniken, Materialmix, Anzahl
und Dicke der verwendeten Glas-Kohlefasermatten u.s.w.
Wer schaut da noch durch! Im Katalog/Prospekt sind diese Angaben
jedenfalls sehr Werbewirksam.

2. Eine gute Rute aus Glasfaser ist nicht viel schlechter als eine aus Kohlefaser.
Sie ist zwar schwerer, aber dafür braucht man auch bei einem Gewitter, da
nicht elektrisch leitend, mit dem Angeln aufhören.
Nicht umsonst haben viele teuere Angelruten eine Vollglasspitze,

Gruß Oldman
wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefangen ist,
wirst du festellen, dass man Geld nicht essen kann

Nico Wien
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Re: Entwicklungsgeschichte der Angelrute

Beitrag von Nico Wien » 28.08.2015, 22:16

Grüße dich Oldman! Gehe zwar schon seit langem Angeln aber habe mich mit dem Thema noch nie auseinander gesetzt. Finde es echt interessant und toll das du dir die Mühe und die Zeit genommen hast diese Info weiter zu geben. Mfg Nico

Gesendet von meinem GT-I9300

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