Eine Geschichte von Angel(rute)n

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ahriman
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Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 24.09.2016, 20:35

Kapitel 1
Vor kurzem war es zum ersten Mal in meiner (bisher eigentlich eher kurzen) Anglerkarriere so weit: zwei meiner Ruten hatten ernsthafte Macken abbekommen.

Meine Freundin hatte die Autotür zugeschupft - und praktischerweise genau den Spitzenring einer Catapult Carp erwischt :roll:. Zum Glück war es nur ein leichter Schupfer, so daß nur einer der Ringstege leicht eingedrückt war und ansonsten nichts passiert ist. Da ich die Rute kaum mehr verwende, hat mich das aber erst mal nicht weiter gestört.
Beim gemeinsamen Ansitzen mit makirsch viel diesem unlängst auf, daß bei meiner Carp Z die Einlage im Spitzenring fehlte. DAS ging mir dann doch erheblich gegen den Strich :evil: - in die Rute hatte ich mich Ende vergangenen Jahres quasi instant verliebt und mir selbst zu Weihnachten geschenkt. Seither ist die Carp Z meine erklärte Lieblingsrute für so ziemlich alles am Karpfenteich.

Ich habe mich kurz umgehört, was ich da jetzt machen könnte und recht schnell beschlossen die Ruten bei Erich Unger reparieren zu lassen. Der langen Rede kurzer Sinn - beide Spitzenringe wurden für wenig Geld fachmännisch ersetzt - aber um diese Ruten geht es in dieser Geschichte auch eigentlich gar nicht. :wink:



Kapitel 2
Am Vorabend meiner ersten Fahrt nach Neusiedl war ich wieder einmal am Teich unterwegs. Da die Carp Z ausfiel und ich auf die Feederruten gerade keine Lust hatte, habe ich wieder einmal eine Catapult Boat (282cm, 3.0lbs) ausgepackt. Als Ergänzung blieb mir nur die Schwester der Catapult Carp mit dem kaputten Spitzenring (395cm, 3.5lbs).
Auto ausgeladen, Pod hergerichtet, Futter vorbereitet, Method Feeder befüttert und mit der langen Rute ausgeworfen. *PLUMPS*
Direkt danach dasselbe mit der um über 1m kürzeren anderen Rute. *PLUMPS* - nur etwa 10m neben dem ersten Einschlag. :shock:
Ich habe erst einmal ein wenig ungläubig geblinzelt und überlegt. Aber eine gute Viertelstunde später habe ich das Spielchen wiederholt - und wiederum mit beiden Ruten etwa gleich weit geworfen. Das hat mich dann doch ein wenig irritiert: dieselben Method Feeder, dieselbe Menge Futter, dieselben Rollen, dieselbe Schnur drauf.

Da ich vor dieser ersten Fahrt nach Neusiedl gebeten wurde, mich einmal bzgl. der Preisgestaltung der handgebauten Ruten zu informieren, kamen wir dort ins Gespräch. Über Angeln im Allgemeinen und Ruten im Besonderen. Auch meine bisherige Annahme, daß man mit längeren Ruten automatisch weiter werfen würde, haben wir diskutiert. Nach einer längeren Unterhaltung (deren meiste fachliche Details ich mittlerweile wahrscheinlich schon wieder vergessen habe) haben wir uns ein paar Blanks in 11ft und 12ft angeschaut - und so gaaaanz langsam habe ich festgestellt, daß ich der Idee einer handgebauten Ruten durchaus etwas abgewinnen konnte. Aber (zum Glück für mein Geldbörsel) war ich eigentlich nur wegen der Spitzenringe in Neusiedl und der Ladenschluß setzt weiteren Überlegungen vorerst ein Ende.



Kapitel 3
In den folgenden Tagen erwischte ich mich selbst jedoch immer wieder bei Überlegungen, was für eine Rute ich mir wohl aufbauen lassen würde. Schließlich fiel das sogar meiner Freundin auf, weil ich ungewöhnlich unruhig schlief :lol:. Daraufhin habe ich mein aktuelles Tackle durchgeschaut, den Kontostand gechecked - und beschlossen mir einfach mal eine Rute aufbauen zu lassen.

Die folgenden Abende verbrachte ich großteils damit die Website zu durchforsten, Tante Google zu befragen und mir zu überlegen was genau ich eigentlich haben will. Mit der Zeit wurden meine Vorstellungen immer konkreter - einzig der Gedanke an die zu erwartenden Kosten jagten mir dann und wann einen Schauer über den Rücken. Vermutlich kannte ich zwischenzeitlich einen guten Teil der Rutenteile und Preise schon auswendig. :roll: Schließlich habe ich mir allerdings doch einen Termin vereinbart und bin mit einer ziemlich konkreten Vorstellung von meiner Karpfenrute wieder nach Neusiedl gefahren: 11ft lang, maximal 2.5lbs, matt schwarzer bzw. carbonfarbener Blank, mit schwarzen Ringwicklungen und jeder Menge Zierwicklungen in silber-metallic, einem Schriftzug mit meinem Namen in Courier New usw.

In Neusiedl habe ich meine Anforderungen an den Blank definiert: ich will zu 2/3 Drillspaß und zu 1/3 Wurfverhalten in einem 11ft Blank vereint wissen. Mit Wurfverhalten meinte ich dabei: ich will mir bei Method Feedern mit 100g Eigengewicht zzgl. Futter nicht wirklich einen Kopf machen müssen, ob die Rute so einen Wurf überlebt. 6 Blanks kamen prinzipiell in Frage - von denen einer allerdings gleich wieder rausfiel, weil der Blank aktuell nicht lieferbar ist. Ein zweiter Blank schied nach einem kurzen Testwedeln aus - der fühlte sich zu sehr nach Gummiband an.
Die Entscheidung zwischen den übrigen vier Blanks war danach allerdings bockeschwer. Wir standen glaube ich eine knappe Stunde vor dem Geschäft; immer wieder habe ich die Blanks in die Hand genommen, gewedelt und gebogen - nennenswerte Unterschiede sind mir als Laien aber quasi nicht aufgefallen. Schlußendlich habe ich mich entschieden indem ich rein optische Aspekte mit einbezogen habe - und mich für einen Blank entschieden, der mit meiner ursprünglichen Vorstellung recht wenig gemein hatte 8).
Der Rest danach war dafür wieder einfacher. Daß ich keine 5+1 Ringe mit einem 50er Startring haben wollte, wußte ich bereits. Auch einen Rollenhalter hatte ich mir schon ausgesucht, bzgl. der Griffgestaltung hatte ich bereits Ideen und auch die Farbe der Ringwicklungen war schon fast sicher. Summa summarum - ich habe mich top beraten gefühlt und in insgesamt geschätzt etwa 2.5h meine Karpfenrute bestellt.

Mit einem Hochgefühl bin ich anschließend über die Autobahn heim gen Wien gebrettert...

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 24.09.2016, 21:52

Kapitel 4
Daheim in Wien fingen Zweifel an, an mir zu nagen:
  • Will ich echt so viel Geld für eine Angelrute ausgeben? Bisher war ich doch eher der Ansicht, daß ich zwar halbwegs gescheite Ruten haben mag - in hochwertige Rollen investiertes Geld aber besser angelegt ist...
  • Werde ich mit der bestellten schlichten Variante ohne jeglichen Zierrat mit dem Blank in dieser komischen Farbe glücklich? Ich hatte doch ursprünglich eigentlich einen matt-schwarzen Blank mit Klimbim bestellen wollen...
  • Werden 3.5lbs nicht wieder so ein steifer Knüppel? Gerade um das zu vermeiden, bestelle ich doch überhaupt eine Handgebaute...
  • Sind 11ft nicht vielleicht doch zu kurz? Ich komme zwar mit 13ft Ruten nicht wirklich zurecht - aber irgendeinen Grund wird es schon haben, daß die meisten Angler mit 12ft oder 13ft herumrennen...
Als dann am vergangenen Donnerstag der Anruf kam, daß die Rute abholbereit sei, mußte ich nur noch kurz überlegen. Ich hatte am Freitag eh frei - und eine Woche Arbeit in dem Bewußtsein, daß ich die Rute längst hätte abholen und ausprobieren können - nein! :lol: Ich habe den Vormittag noch mit makirsch wie vereinbart am Teich geangelt (3 Karpfen für jeden ;)) - dann bin ich wieder nach Neusiedl gebrettert.

Sämtliche Bedenken in optischer Hinsicht waren in dem Moment wie weggewischt, als die Rute vor mir auf dem Ladentisch lag:
05.png
Zugegeben - der Spitzenring ist jetzt nicht soooo außergewöhnlich...
04.png
... aber die 7+1 Alps SiC Slim Beringung in Frosted Grey ist farblich auf den Rutenhalter abgestimmt (sieht man auf den Fotos allerdings kaum)
03.png
Die Steckverbindung habe ich mit einer Nirohülse gegen Lackabsplitterungen schützen lassen; ganz feine Zierwicklungen zeigen, welche Rutenteile zusammen gehören (sieht man leider auch nur schlecht)
01.png
Als Rutenabschluß habe ich eine Variante mit einem feinen Gummiring gewählt - ich stelle Ruten gern schräg am Boden ab
02.png
Der gerippte Duplongriff liegt super in der Hand
08.png
Der Untergriff ist wieder eher unspektakulär...
07.png
... der Rollenhalter CAH TC von Alps in Frosted Grey mit Carbon Inserts...
06.png
... aber tadellos verarbeitet und...
09.png
... mit dem Vorgriff genau das, was ich haben wollte.
Ich bin in Wien noch kurz zu einem Termin gehetzt, dann bin ich direkt wieder an den Teich gefahren um zum zweiten Mal an diesem Tag meine Ruten auszuwerfen - nur andere halt. Der kurze Ansitz bis spät in den Abend hinein entwickelte sich dann gewissermaßen zu einem Mini-Forentreffen - der Eine war eher ungeplant schon da, die Anderen kamen absichtlich nach um sich die Rute anzuschauen.

Der erste Wurf mit der neuen Rute beseitigte ein paar weitere Bedenken. Obwohl ich vorsichtig ausgeworfen habe, landete der Method Feeder schon in etwa da, wo zuvor der Vergleichs-Wurf mit der Carp Z gelandet war. Das führt mich jetzt allerdings zu einem kleinen Dilemma - wenn die neue Rute weiter wirft, mir optisch besser gefällt - und evtl. im Drill auch noch besser anfühlt - warum sollte ich dann noch mit der Carp Z angeln? :roll:

Einzig - das mit dem Drill-Verhalten ist aktuell noch offen. Ich hatte zwar in stockfinsterer Nacht noch zwei Bisse - aber der Zweite war beim Aufnehmen der Rute sofort weg und der Erste ist nach geschätzt halbem Drill ausgestiegen. WENN sich der erste Eindruck allerdings bestätigt (der Karpfen fühlte sich nach einem mittelprächtigen Baby an - das aber den Blank im Schein der Stirnlampe schon in eine ansehnliche Biegung versetzt hat) - dann wird die Rute ein hammergeiles Drill-Feeling vermitteln!

Aber - ich brauche ja auch noch etwas für Kapitel 5...

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von doubleH » 26.09.2016, 07:14

Moin, moin,

Sehr unterhaltsamer Bericht; bin schon neugierig, die Teile mal im Einsatz sehen zu dürfen (wegen Kapitel 5 warats :wink: ).

Frage am Rande: wie lange hast du Garantie auf die Stöcke?


Tight Lines
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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 26.09.2016, 08:58

doubleH hat geschrieben:bin schon neugierig, die Teile mal im Einsatz sehen zu dürfen (wegen Kapitel 5 warats :wink: ).
Hehe - dafür müßtest Du nur mal Zeit haben! :P
Ich war gestern Vormittag wieder kurz am Teich und konnte den einzigen Biss auch landen. War aber "nur" ein Kleiner mit geschätzt knapp 2kg. Der hat zwar durchaus schon Spaß gemacht - aber für einen richtig aussagekräftigen Test müßte halt auch mal ein richtiger Karpfen einsteigen.
doubleH hat geschrieben:Frage am Rande: wie lange hast du Garantie auf die Stöcke?
Mhhh - gute Frage. Die habe ich nicht gestellt... :roll:

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von yesmann » 26.09.2016, 11:30

... das ist ja schon eine Ode an deine neue Rute :D

Hab mit dem Erich auch schon mal geplaudert und überlegt mir eine Rute bauen zu lassen (er verdient beim Bau ja nicht mal wirklich was)
aber eigentlich bin ich mit meinen Nash/Shimano/GREYs Zeug "eh" zufrieden und fisch zu viel "allround" um soviel für eine Rute auszugeben ...
(über 500 bis 1.000,- haben wir damals gesprochen mit einer Bulls Eye XT Rolle aber ich bin in der letzten Zeit sowieso auf UL reingekippt und
habe mir eine "Tailwalk Troutia 62L" WG: 7g und einen Zanderstecken Tailwalk Del Sol S802H SPII fürs neue Revier gegönnt :roll: )

PS: man kann aber dein Freude über deinen neuen Karpfenstecken :lol: herrauslesen ...

PPS: da doubleH hat ja leider nie Zeit sonst hätten wir uns mal beim Rob getroffen :155:
eventuell ja beimFF2017


lg
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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von Sixpack » 30.09.2016, 17:13

Nachdem ich die Teile nun im Original begutachten durfte, muss ich sagen, dass sie wesentlich besser als auf den Fotos aussehen!
Richtig "schnieke", wie der Nordgermane sagen würde.... :lol: :wink:
(auch wenn ich sie mit durchgehendem Korkgriff natürlich bei weitem stylischer fände :lol: )
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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von rob gone fishing » 30.09.2016, 19:15

ich werde mir für die donau beim erich auch 2 ruten aufbauen lassen. ist ein guter mann. die komponenten stellt mir der ehemalige rutenbauer vom grabmaier zusammen. werde posten. lg rob

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 30.09.2016, 21:34

Sixpack hat geschrieben:Nachdem ich die Teile nun im Original begutachten durfte, muss ich sagen, dass sie wesentlich besser als auf den Fotos aussehen!
Richtig "schnieke", wie der Nordgermane sagen würde.... :lol: :wink:
Danke! :wink:

Ich habs bisher einfach noch nicht geschafft, dieses Farbspiel des Blanks in ein Foto zu bringen. Die Bilder sind eigentlich alle zu dunkel. Aber wenigstens schafft auch CTS es nicht ein Foto online zu stellen, daß der Färbung wirklich gerecht wird :P

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 30.10.2016, 08:45

So - jetzt hat es sich ergeben, wenngleich in einer überwiegend anderen Art und Weise als gedacht oder geplant...

Kapitel 5
Ein Freund hatte mir über die vergangenen Tage, schon fast Wochen die Vorzüge einer Zeltheizung versucht schmackhaft zu machen - und vergangenen Freitag war es so weit. Der Wetterbericht versprach teils strahlenden Sonnenschein und bis in die kommende Woche hinein keinerlei Niederschlag. Nach vollbrachter Arbeit räumte ich also entspannt das ganze Zeugs ins Auto und fuhr genauso entspannt zum vereinbarten Platz.

Schon auf dem Pfad entlang des Wassers konnte ich sehen, daß die beiden Plätze links von unserer geplanten Angelstelle belegt waren - mehrere Autos und mindestens ein Zelt standen dort herum. An unserem Platz sah es zwar besser aus - aber nicht viel: ein älterer Herr hatte gerade seine Ruten ausgelegt. Ohne Zelt zwar - aber ich hatte wenig Lust ein paar Stunden zu warten oder gar später noch einmal umzuziehen. Auch der nächste Platz weiter rechts war schon belegt - und damit waren sämtliche Plätze voll, an denen man ein Zelt hätte wirklich sinnvoll aufstellen können. Ich wurde stinkig...
Nach kurzem Telefonat beschlossen mein Freund und ich an einen anderen Teich auszuweichen. Unsere drei Standard-(Zelt-)Plätze dort waren leicht zugänglich, boten Platz für jeweils mindestens zwei Angler samt Zelten - und waren Ende Oktober wohl kaum alle gleichzeitig belegt. Kurz darauf kam ich an - und alle drei Plätze waren belegt. Wiederum machten es sich drei ältere Herren hier gemütlich - nur einer von ihnen übrigens mit Zelt. Langsam war ich versucht Amok zu laufen...
Wiederum nach kurzem Telefonat machten wir uns einen alternativen Platz aus - zumindest konnte ich sehen, dass dieser noch frei war. Eine weitere kurze Fahrt um den Teich herum später kam ich am (mir bisher unbekannten) Platz an, lud aus und legte die schönen neuen Ruten aus - wenn auch eine gute Stunde später als eigentlich geplant.
01.png
Endlich Ruhe...
Es war schon am Dämmern, als mein Freund zu mir stoßen konnte - er mußte länger arbeiten als ich. Kurz ausladen - und schon überwiegend im Dunkeln bauten wir sein Zelt auf, zogen ein und danach legte auch er seine Ruten aus. Anfangs tat sich nicht viel - aber sobald es wirklich dunkel war bemerkten wir verstärkt Fischaktivitäten und versemmelten die ersten Bisse. Mittlerweile hatte die Zeltheizung unsere vorübergehende Behausung (auf niedrigster Einstellung) so weit aufgewärmt, dass wir gemütlich plaudern konnten und nicht einmal auf die Schlafsäcke zurückgreifen mußten.

Gegen 00:30 gab mein Bissanzeiger dann ein schönes DÜT-DÜT-DÜT-DÜT-DÜT von sich und wir stürmten aus dem Zelt. Der schien gut zu hängen. Rute aufnehmen, Freilauf raus - Kontakt! Dem Gefühl nach schien dieser Fisch ein wenig größer zu sein als der letzte 2kg-Fisch an einer der neuen Ruten. Problemlos drillte ich den Karpfen bis in Ufernähe bis wir ihn das erste Mal im Licht der Stirnlampen sehen konnten. Ein mittelkleiner, hell gefärbter Karpfen. Doch er schien keine Lust auf einen Landgang zu haben - panisch begann er am Ufer hin- und herzuschießen. Ein ums andere Mal setzte er zu rasanten Fluchten an - und ich hatte mit der Rute keinerlei Probleme ihn vielleicht durch Ausschlitzen zu verlieren. Einzig dirigieren konnte ich ihn (noch?) nicht so gut wie mit meinen vertrauteren Ruten. Aber schließlich bugsierte ich ihn in den Kescher...
02.png
... und ein schöner Karpfen von geschätzt knappen 5kg lächelte ins Handy, ehe er wieder schwimmen durfte.
Nur anderthalb Stunden später konnte ich den nächsten landen...
03.png
... ein kleines Zwutschgerl mit vielleicht 1kg Gewicht.
Danach tat sich an meinen Ruten nichts mehr und mein Freund begann zu fangen. Sein erster Fisch war der Größte für diese Nacht - leider versagte meine Waage, so dass wir ihn nur auf jenseits der 10kg-Grenze schätzen konnten. Aber auch der nächste Karpfen war mit etwa 10kg ein ordentlicher Fisch für diesen Teich - und zudem wunderschön gewachsen. Fünf Fische konnte er in den Kescher führen - dann ließen die Bisse langsam nach und nicht lang vor der Morgendämmerung kamen wir zu einem kurzen Schläfchen...
Zuletzt geändert von ahriman am 30.10.2016, 11:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 30.10.2016, 11:18

... irgendwann kurz nach Sonnenaufgang torkelten wir beide etwas schlaftrunken aus dem Zelt. Ich fand, dass unsere Pods ein wenig ungünstig standen - der Platz zum Keschern in der Mitte hatte genau am Gewässerrand ziemlich hohes Gras, durch das man trampeln mußte. Da es die Nacht entgegen der Wettervorhersage fast durchgeregnet hatte - eher unangenehm naß.

Also stellte mein Freund sein Pod ein paar Meter nach links, während ich meine eine Montage einholte und die Rute ans Zelt lehnte. Anschließend begann ich auch die Andere einzuholen, während ich meinen Freund bat, auch mein Pod etwas nach links zu versetzen. Er tat wie gebeten und richtete die Standbeine neu aus, da das Pod bisher nach schräg rechts in Ufernähe ausgerichtet war und ich jetzt weiter Richtung Gewässermitte auswerfen mochte. Als das Pod stand, nahm er die am Zelt stehende Rute von mir und warf sie nach kurzer Abprache aus. Er nickte mir begeistert zu - Aufladung und Wurfverhalten der neuen Ruten seien schon deutlich geiler als bei der Carp Z. Ich wartete bis er die Rute auf meinem Pod abgelegt und versorgt hatte - dann warf ich die andere Montage aus und legte sie ebenfalls auf dem Pod ab.
Müde verschwanden wir wieder ins mollig warme Zelt und legten uns hin.

Eine halbe Stunde später gab mein Bissanzeiger ein müdes DÜT-DÜT-DÜT von sich - das war die Rute, die er ausgeworfen hatte. Aber direkt danach war wieder Stille. "Der hat wohl nicht gehangen." meinte mein Freund - und wir drehten uns wieder um, um weiterzudösen.

Wenig später - ein Run auf meinem anderen Bissanzeiger. Die Rute, die ich ausgeworfen hatte. Ich stürmte im Halbschlaf aus dem Zelt, nahm die Rute auf - Mist, der Fisch war weg. Ich wollte gerade die Rute ablegen als ich feststellte, dass das Pod halb im Wasser lag. So ein Glück - das hätte mich auch die Rute kosten können. dachte ich schlaftrunken.

Dann blinzelte ich - die Rute in der Hand. Die eine Rute - von der Anderen war nichts zu sehen! Geschockt stand ich eine Weile stumm vor meinem Tackle. "Komm mal her!" meinte ich - und mein Freund kam genauso müde wie ich aus dem Zelt. Eine Weile sah auch er auf das Pod hinunter. Das Pod dessen Vorderbeine nach hinten weg lagen und das dadurch offensichtlich vornüber halb ins Wasser gestürzt war. Dessen hintere Buzzer Bar nach vorn verdreht war, als hätte jemand (oder etwas) ziemlich stark an den Ruten gezogen. Dessen Manschetten zur Arretierung der Standbeine ziemlich locker waren. Und auf dem vor allem eine meiner Handgebauten fehlte!
Wir sahen uns an - Entsetzen in den Gesichtern. Eine (gefühlte) Ewigkeiten sahen wir uns um; suchten wo nichts zu suchen war. Hofften wo nichts zu hoffen war. Die Rute war fort - nichts deutete auf ihren Verbleib hin, die Wasseroberfläche war vom starken Wind kräftig in Bewegung - aber sonst... nichts!

Wir bgannen zu Überlegen was passiert sein konnte. Hatte ein Fisch die Rute vom Pod gezogen? Aber wie - mein Freund beteuerte, daß er sowohl die Pod-Beine fest arretiert als auch den Freilauf auf gemacht hatte? Hatte jemand anders die Rute gestohlen? Aber wie - der Platz war nicht sooo zugänglich und normalerweise konnten wir näherkommende Besucher über den Kies gehen hören?
Ich begann eine ebenso verzweifelte wie ergebnislose Halbrunde um den Teich. Nirgendwo war etwas von der Rute zu sehen. Mein Freund begann in der Zwischenzeit wie wild mit seiner Rute auszuwerfen und den Grund abzusuchen. Als ich zurückkehrte, warf er immer noch verbissen das Gebiet vor uns ab. Ich stand am Uffer. "Ich gehe nie mehr Angeln!" beschloß ich, während er weiter auswarf.

Dann - plötzlich: er bekam einen leichten Widerstand nach dem Auswurf. "Ich hab was!" rief er und ich schaute auf. "Da schlägt was..." meinte er - ein Fisch beim Auswerfen mit einer Karpfenmontage direkt nach dem Auswurf? Er begann die Schnur einzuholen - die Rute bog sich mächtig durch. Stärker als bei seinem ersten Karpfen. Was war da los? Dann - ein Großteil vom Druck war plötzlich verschwunden - vorsichtig kurbelte er weiter. Schließlich durchbrach seine Montage die Wasseroberflächte und daran hing - ein weiterer Boilie. In etwa 20mm und mit bräunlicher Farbe - mit so etwas hatte ich gefischt. Mit einer Safety Clip Montage, wie ich sie auch verwendet hatte. Mit schwarzer Schnur daran - wie meiner Technium. Wir sahen uns ungläubig an - und begannen vorsichtig gegen den Widerstand, die Schnur einzuholen. Nach gefühlten Ewigkeiten tauchte eine Rutenspitze aus dem trüben Wasser auf. Die gold-olive Farbe kam mir verdammt bekannt vor. Vorsichtig holten wir den Rest der Rute aus dem Wasser, sahen uns an - unendliche Erleichterung auf den Gesichtern.
Ungläubig begann ich die Rute zu überprüfen. Aber nichts - kein Kratzer, kein Cut im Duplon, kein Ringverlust - die Rute sah aus wie am Tag zuvor. Einzig die Rolle war auf der einen Seite ziemlich zerkratzt - aber das war mir fast egal. Genauso egal wie der geschlossene Freilauf. Hauptsache die Rute war wieder da - puh! "Brechen wir auf?" fragte er mich. "Neee - jetzt holen wir uns den Fisch, der das gemacht hat!" antwortete ich. Und wir beköderten die Ruten neu, warfen die Montagen aus in der Hoffnung den einen Fisch aus dem Teich zu ziehen, von dem wir wußten, daß er meine handgefertigte Rute in die Fluten gezogen hatte. Bis uns eine Schlechtwetterfront auf den Heimweg zwang.

Den Fisch haben wir (natürlich) nicht erwischt. Noch nicht!

Aber das war uns egal.

Wir hatten eine schöne Angelnacht hinter uns - hatten beide schön Fische gefangen. Das Unglück ist glimpflich ausgegangen - und mein Freund wird wahrscheinlich eine ganze Weile brauchen bis er mal wieder etwas ähnlich Wertvolles aus dem Wasser zieht! :lol:
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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von berger0109 » 30.10.2016, 19:05

Hallo Björn,

spannende Geschichte, ich war heute auch am Wasser und habe ebenso sehr gut gefangen! Dein (Euer) Mißgeschick war das Tagesthema am Teich. Interressanterweise gab es bei den Erzählungen der anwesenden Angler leider kein Happy End, einer der Angler war sich sogar ganz sicher Deine Rute gefangen zu haben, doch komischerweise konnte sie sich dann wieder lösen (vermutlich hat Deine Angel einen Fallbiss verursacht :lol: )!

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 30.10.2016, 22:17

Hui!

Ja - ich hatte dem Angler gegenüber (der von der Dreier-Partie mit Zelt) erzählt was passiert war und ihn gefragt ob er die Rute gesehen hat. Hatte er (natürlich) nicht - aber ich hatte es halt gehofft. :)

Als wir die Rute dann wieder hatten, war ich noch mal bei ihm drüben um ihm Bescheid zu geben - aber da lag er in seinem Zelt und war am Pennen. Dachte mir es wäre wohl besser ihn schlafen zu lassen - ich zumindest werde dann nur durch Fische gerne geweckt... :D

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von doubleH » 31.10.2016, 08:34

Yoooo Björn,

Also das nenn' ich mal eine Feuertaufe; total irre Geschichte mit einem Happy End!

Ich gehe mal davon aus, dass du deinen Kumpel mit (Tackle)Geschenken überhäufen wirst :lol:

LG
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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von ahriman » 31.10.2016, 10:43

Wir fahren nachher wieder für eine Nacht... :lol:

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Re: Eine Geschichte von Angel(rute)n

Beitrag von magut » 31.10.2016, 19:03

eine echt super "Bericht-serie" freu mich schon auf die Fortsetzung! :up2:
l.G.
Mario

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